Medizinstudent:innen helfen Medizinstudent:innen.

Hier im KSB (Kantonsspital Baden) habe ich mit meinem Pj begonnen und ich kann mir keinen besseren Start vorstellen als hier in der Anästhesie.

Unglaublich gut organisiertes Sekretariat, alle wussten, dass man kommt, es war alles vorbereitet und es war sofort klar was man wann wie und wo machen und erledigen soll.

Ich versuche mal einen Tag im KSB zu beschreiben:

Ganz grundsätzlich, die Arbeitszeiten sind schon heftig. Man fängt jeden morgen um 7 Uhr an und kommt zum Rapport (kurze Besprechung des Nachdienstes, Besprechung besonderer Fälle am Tag und kurze Weiterbildung über ca. 10 min).

Dann ist man einem OP-Saal zugeteilt, wobei man sagen muss, dass die Pflege hier im KSB wesentlich mehr darf und auch kann als in Deutschland. Bedeutet, man ist teilt sich mit einer Pflege einen OP-Saal. Diesem Saal ist jeweils ein Oberarzt zugteilt, der aber mehrere Sääle betreut. Also wechselt man sich immer mit der Pflege ab, macht also Narkosen wirklich allein. Man lernt unglaublich viel! Zur Ein- und Ausleitung ist immer ein Oberarzt zur Stelle und man hat ein eigenen Telefon, wo man immer in "Notfällen" oder bei Fragen den zuständigen OA anrufen kann und der innerhalb kürzester Zeit auch vor Ort ist.

Also Aufgaben im OP sind: alle Vorbereitungen (d.h. für die einzelnen Narkoseformen Medikamente richten, Material vorbereiten, Sachen auffüllen), den Patienten in Emfpang nehmen, Flexülen legen, Medikamente dosieren und verabreichen (immer unter Kontrolle von OA, aber man darf selbst entscheiden und ist derjenige der die narkose leitet!!!), Beatmen, Intubieren, Larynxmaske schieben, Magensonde legen, Spinale stechen, event. Arterien legen, wenn man möchte den DK legen... und wie oben schon geschrieben, die Narkose alleine überwachen und entscheiden was der Patient an Medikamenten benötigt, weiterhin extubieren, im Aufwachraum abgeben, Postmedikation machen.

Wie gesagt, man lernt nur durchs machen und das darf man hier. Am Anfang ist es mega viel auf einmal, aber die Pflege ist sehr kompetent, die OÄ durch Telefon immer errreichbar und es gibt SOPs für wirklich alles (manchmal bissl anstrengend), also Richtlinien für alle Narkosen und alles was man sich so vorstellen kann, die einem am Anfang echt das Leben retten.

In den ersten beiden Wochen läuft man noch so bissl mit, d.h. mit der Pflege oder Ärzten und ist 3. Mann im Saal, aber dann geht es ziemlich schnell los mit selbst machen... Schmiss ins kalte Wasser aber ich muss es nochmal sagen, der Hammer unglaublich gut, sehr lehrreich und das Team ist wirklich toll, es macht unglaublich viel Spaß.

Was auch ziemlich wichtig ist die Grundstimmung ist viel besser als in den Krankenhäusern, die ich in Deutschland erlebt habe. Natürlich gibt es immer mal wieder irgendwas zu bemängeln, aber das halte ich für normal.

Dann wird darauf geachtet, dass man zum Frühstück (Nüni) ausgelöst wird. Im kaffestübli gibt es immer Bircher Müsli und Brot, sowei Kaffee kostenlos für das OP-Personal.

Am Mittag wird man ausgelöst zur Mittagspause, die man täglich hat und die 1 Stunde lang ist. Man kann im Personalrestaurant für ca. 8-12Chf warm essen oder im Wohnheim sich selbst was machen. Eine Stunde reicht zeitmäßig echt gut.

Am Nachmittag stehen die Prämedikationen an, d.h. man hat eigene Patienten, die man für den nächsten Tag für die Narkose aufklärt. Man muss sich Gedanken machen, welche Narkose für den Patienten und den Eingriff geeignet sind, welche Komlikationen es geben könnte und welche Medikamente er weiter nehmen soll bzw. stoppen. Meistens wird versucht dass man am kommenden Tag in dem OP eingeteilt ist, in dem man die Patienten prämediziert hat, was sehr von Vorteil ist, da man die ja nun kennt.

Um 17 Uhr ist Intensivstationsvisite (ca. 10 min) und danach ist Abendrapport, wo die Patienten aus der Prämedikation vorgestellt werden und eventuelle Änderungen an der Narkose noch vorgenommen bzw. diskutiert werden können.

Danach hat man dann endlich Feierabend.

Jeden Sonntag muss ein UHU (Unterassistent) zum Prämedizieren ab ca. 14 Uhr rüber ins KSB. Es kann ganz unterschiedlich lang dauer, je nachdem wieviele Patienten man hat, bzw. muss man dem Tagesarzt auch eventuell welche abnehmen. Dafür gibt es leider keinen Zeitausgleich, aber man kann sich mit den anderen absprechen, wer wann kommt. Generell hat man sonst 5 Urlaubstage, die man total flexibel nehmen kann.

Es wird generell versucht dass man in der ANÄ nur zu 2. ist, also 2 Uhus, damit genug zu tun ist und man sich nicht auf die Füße tritt. Man muss wirklich viel arbeiten, aber man darf auch viel und es macht unglaublichen Spaß.

Geldtechnisch bekommt man 1500Chf. Davon geht die Wohung ab (400Chf), die ich nur empfehlen kann, da man ein eigenes Bad mit Dusche und Toilette hat und ne eigene Kochgelegenheit. Alle Pjtler wohnen im Wohnheim und da jeder sein Kliniktelefon mit nach Hause nehmen muss ist die Kommunikation gesichert. Am Ende hat man ungefähr 900Chf raus, man muss noch Rente und irgendwelche Abgaben leisten. Die Schweiz ist echt mega teuer, aber mit den 900Chf kommt man schon rum.

So viel geschrieben... Hoffe die Message ist angekommen! Die Anästhesie ist nur zu empfehlen!!!