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PJ-Bericht: Pädiatrie in Dr. von Haunersches Kinderspital open_in_new (12/2007 bis 3/2008)

Station(en)
Intern 4
Einsatzbereiche
Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, Diagnostik
Heimatuni
LMU Muenchen
comment Kommentar

Ich war im 2. Tertial 12 Wochen auf Station Intern 4 in der Pädiatrie. Das ist die Privatstation und offiziell die Stoffwechselstation, d.h. der primäre Ansprechpartner für Kinder mit einem Stoffwechseldefekt. Die Haunersche ist eines der führenden, wenn nicht DAS führende Krankenhaus der Maximalversorgung in puncto Stoffwechseldefekte. Es existiert ein eigener Stoffwechselhintergrund, der im Notfall bereit steht.

Diese Kinder haben stets Priorität, da sie rasch entgleisen können.

Beispiele sind Propionazidämien, Methylmalonylazidurien oder MCAD/VLCAD.

Das Haus ist in dem Punkt sehr forschungsintensiv, mit Herrn Prof. Dr. Koletzko und Frau Prof. Dr. Muntau sind zwei Stoffwechselgrößen und gleichzeitig Herausgeber zwei sehr guter Pädiatrielehrbücher im Haus vertreten.

Allerdings ist die Station sehr allgemein gehalten, und von neurologischen, infektiologischen bis psychosomatischen Patienten findet man das gesamte Spektrum der Pädiatrie.

Die Station ist neu und modern, und hat 12 Betten, von der Größe her absolut überschaubar und kindgerecht eingerichtet. Das Arztzimmer ist sehr groß, das benachbarte Untersuchungszimmer bietet sehr hohen Komfort, sodass man mit Hilfe der Schwestern auch bei schwierigen Kindern ruhig Nadeln legen kann oder Kinder aufnehmen kann.

Das Altersspektrum der Patienten ist ebenfalls breit gefächert, vom 2 Tage alten Säugling bis zur 22jährigen CF-Patienten ist alles vorhanden. Im Mittel sind die Kinder zwischen 2 und 8 Jahren alt.

Das Tertial war mitunter die schönste Erfahrung, die ich bislang im Studium gemacht habe. Die Atmosphäre und die Stimmung auf der Station waren perfekt, die beiden Assistenzärzte sind jung, lustig und sehr motiviert, etwas beizubringen. Wir haben immer etwas zu lachen gehabt, sind privat weggegangen und haben die Zeit sehr genossen.

Die Schwestern sind ein Traum..nicht nur nett, freundlich und hilfsbereit, sondern auch lustig und immer zu einem Scherz aufgelegt..Wir sind oft mit der gesamten Station privat feiern gegangen und haben Freundschaft geschlossen. Man brauchte nie Angst haben, man könne etwas falsches sagen oder für seine Fehler als PJler gerügt werden, es gab immer Raum, Probleme und Kritik offen anzusprechen. So waren die Schwestern gerne bereit, mich z.B. die Antibiotika mischen zu lassen oder mir einen Lehrgang in Infusionsmanagment anzubieten, Dinge, die man als Arzt eigentlich immer dem Pflegepersonal überlässt (zu Unrecht!). Als PJler und Student wurde man nicht automatisch gehasst, sondern als Teammitglied gesehen und respektiert (im Vergleich zur Kinderchirugie im Haus). Im Gegenzug muss man auch bereit sein, sich an der Erfahrung der Schwestern zu bereichern.

So waren die Schwestern gerne bereit, sich von mir zur Übung Magensonden legen zu lassen, oder Zugänge stechen zu lassen. Das gleiche hab ich auch getan, und den Praktiktanten und Schwestern als "Opfer" gedient.. *g*.

Als PJler durfte ich praktisch alles: ich habe die Nadeln gelegt, Blut abgenommen (bei Neugeborenen immer eine Herausforderung), Liquor punktiert, Magensonden gelegt, Patienten aufgenommen und untersucht, Arztbriefe geschrieben und Untersuchungen angemeldet.

Ich durfte alles, was die beiden Assistenzärzte auch gemacht haben, inklusive ab und zu die Visiten leiten (was man natürlich noch nicht so gut beherrscht). Ich wurde praktisch als 3. Assistenzarzt betrachtet und auch so behandelt. Für Patienten, die ich von Anfang an betreut hatte, war ich auch bei Oberärzten der erste Ansprechpartner und leitete eine Diskussionsrunde. Ebenso für viele Untersuchungen, die ich eigenständig angeordnet hatte.

Natürlich ist man immer "nur" der PJler, d.h. die letzte Entscheidungsgewalt und Verantwortung hat immer der Arzt, aber ich wurde nie blöd angeschaut, was ich mir einbilde, "nur" PJler zu sein. Auch die Kollegen der restlichen Klinik sehen einen als baldigen Kollegen an und hören gerne die Meinung des PJlers. Der Oberarzt fragt einen ab und zu ab, gibt Literaturrecherche auf und läßt sich auch gern mal was erzählen. Die Hierarchie ist zwar wie in Deutschland üblich da, wird aber so flach wie möglich gehalten. So habe ich bis auf die älteren Oberärzte alle Ärzte geduzt.

Auf dieser Station habe ich das gesamte Spektrum der Pädiatrie kennengelernt. Vom banalen Virusinfekt und Gastroenteritis, zur atypischen Pneumonie bis hin zum Kartegener-Syndrom, Kabuki-Syndrom oder Sarkoidose kriegt man wirklich alles zu sehen.

Myelitiden, Meningitis, Glomerulonephritiden, Neuroblastome oder Tuberkulose sind einige weitere Beispiele. Auch Kindesmisshandlungen, Münchhausen-by-proxy oder psychosomatische Erkrankungen sind sehr oft vertreten.

Dabei lernt man schrittweise, damit umzugehen. Natürlich ist leider die Zeit viel zu kurz, als dass man am Ende alles dazu wissen kann. Dafür sind es einfach zu viele Krankheitsbilder, viel Zeit zum Lernen bleibt einem oft auch nicht. Man bekommt aber ein sehr gutes Gesamtkonzept geboten und sieht Dinge, die man sonst nur im Lehrbuch finden kann.

Ich hatte ausserdem immer die Möglichkeit, bei Endoskopien oder Biopsien sowie kleinen OPs (Gelenkspunktion) zuzuschauen.

Vorgesehen sind mind. 3 Dienste pro Monat, d.h. nach der regulären Arbeitszeit bis 23-24 Uhr in die Ambulanz zu gehen. Dafür kriegt man den nächsten Tag frei, was allerdings nur der eigenen Gewissensberuhigung dient, denn das geht zu Lasten der Stationsärzte. Denen war es egal, aus welchem Grund ich gefehlt habe. Ich hätte mir sooft frei nehmen können, wie ich wollte, die waren da absolut tolerant. Gefehlt habe ich trotzdem nie..

In der Ambulanz kriegt man einen eigenen Funk, nimmt Kinder selbstständig auf, untersucht sie und stellt sie dann dem Arzt vor. So lernt man auch, eine eigene gedachte Therapie zu überprüfen. Mit der Zeit traut man sich auch, den Eltern alleine etwas anzuordnen, bspw. bei einer Otitis media acuta.

Auch hier sieht man ein breites Spektrum, allerdings überwiegen gerade am Wochenende die viralen Infekte deutlich.. :-)

Vorgesehen ist auch eine ganze Ambulanzwoche am Stück, mit Arbeitszeiten von 9 bis 17:30 Uhr.

Diese spricht man genau wie die Dienste mit den anderen PJ-Kollegen ab, das ist dem Haus prinzipiell gleich, eine verbindliche Einteilung gibt es nicht.

Normalerweise ist vorgesehen, dass man nach der Hälfte der Zeit auf eine andere Station rotiert, allerdings gibt es auch dafür keine feste Regel, es wird auch nicht überprüft und hängt nur von uns PJlern ab. Ich habe mich dabei durchgesetzt und bin geblieben. Alternativ sind die anderen Kollegen auf die Intensivstation, die Säuglingsstation oder andere Bereiche ihrer Wahl gewechselt.

Fortbildungen fanden 1x die Woche statt, leider öfters ausgefallen. Ansonsten in Form eines theoretischen Seminars abgehalten.

Highlight: Reanimation bei Kindern an der Puppe und gegenseitiges Pricken..

Zusätzlich stellen sich die PJler gegenseitig jede Woche einen Fall aus der Station vor.

Hörsaalvorstellungen mit Fallpräsentation der Ärzte finden 3x pro Woche statt, auch sehr interessant.

Man hat überdies viel Kontakt zu den einzelnden Fachabteilungen. Leider - bzw. zum Glück! - sind die Erkrankungen teilweise so speziell, dass man ständig einen Spezialisten braucht, der konsiliarisch vorbeikommt. So lernt man aber eine Menge Leute kennen und deren Expertise. Vom Neurologen bis zum Chirurgen zum Psychologen ist in der Haunerschen alles vertreten. Eine exzellente Anbindung an die Forschung gewährleistet auch eine sehr moderne Medizin, die als Schwerpunktkrankenhaus einfach spürbar ist. Viele Patienten reisen aus den Emiraten an, aus ganz Europa und anderen Teilen der Welt, gerade in Puncto Stoffwechseldefekte.

Die Arbeitszeiten hängen von einem selbst ab. Die Morgenvisite fängt (je nach Oberarzt!) um 9 Uhr an, geht bis ca. 11 Uhr. Die Abendvisite findet zwischen 16 Uhr und 18 Uhr statt. Ich habe meist von 8 Uhr bis 20-21 Uhr gearbeitet, aber auch oft nur bis 18 Uhr, wenn ich danach noch jobben musste. Zur Abendvisite sollte man aber immer anwesend sein, zumal der Stationsoberarzt (rotiert allerdings ständig) ebenfalls da ist.

Mittwochs ist neuerdings immer Chefvisite mit Prof. Reinhardt, Dekan der Uni. Sehr freundlich, sehr geduldig und umgänglich, manchmal unter Zeitdruck..

Mittagessen kriegt man nicht bezahlt, ich habe aber vom Oberarzt Essensmarken geschenkt bekommen. Ansonsten zahlt man 3 Euro fürs Essen oder bringt sich was von zuhause mit. Lecker Kuchen und Süßigkeiten gibts aber auch immer auf Station..*g*.

Lernfrei gibts 3 Wochen gesammelt am Ende. Aber auch hier gilt: es überprüft keiner. Man kann auch darauf verzichten. Allerdings kollidiert das u.U. mit der nachfolgenden PJler-Generation. Teilweise sind die Einteilungen etwas ungeschickt, so wären wir einmal 4 Studenten (2 PJler, 2 Famulanten) und nur 1 Arzt auf Station gewesen. Wir mussten uns daraufhin kurzfristig besser umverteilen. Dann gibt es wiederum Momente - gerade unterm Semester -, in denen man fast der einzige PJler im Haus ist, wenn alle anderen Urlaub haben oder Dienstfrei haben.

Zusammenfassend war es einfach nur traumhaft gut. Ich habe medizinisch viel gelernt, Nadeln bei Klein(st)kindern legen gelernt, habe unglaublich viele Krankheitsbilder gesehen, die man eben nur an einer Uniklinik sieht und dann besonders an diesem Haus, z.B. Stoffwechseldefekte und deren Verlauf. Das Team war perfekt, jung und freundlich. Ich wollte da gar nicht mehr weg.

Es steht und fällt mit dem Team! Mit der jetzigen Besetzung Note 1a.

Ich würds immer wieder machen.

Wer Pädiatrie später machen will, und in München PJ machen will, dem kann ich die Haunersche nur empfehlen.

Allerdings muss auch klar gesagt werden, dass nicht alle Stationen so gut sind. Wie gesagt: es hängt vom Team ab und das Intern4-Team in der jetzigen Besetzung ist sicherlich das beste von allen. Und es hängt auch ganz stark davon ab, wie sehr man sich einbringt.

Und vieles ist natürlich auch Glücksache. Ich hatte sehr viel Glück.

Bewerbung

Für LMU-Studenten Online über Mecum-Online. Begrenzte Zahl an Empfehlungsschreiben und viele Bewerbungen.

Beworben habe ich mich 9 Monate vorher, das liegt aber am offiziellen Bewerbungsschluss fürs PJ, ca. 2 Monate vor Start.

Vor dem Tbc-Zimmer..links ich, in der Mitte und rechts die beiden supernetten Famulanten
Vortrag im Hörsaal mit dem Direktor
Aufgang zur Intern 4
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Patientenvorstellung
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Braunülen legen
Röntgenbesprechung
Blut abnehmen
Notaufnahme
Patienten untersuchen
Rehas anmelden
Botengänge (Nichtärztl.)
Untersuchungen anmelden
Eigene Patienten betreuen
Patienten aufnehmen
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
nach 18:00 Uhr
Studientage
Gesammelt am Ende
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich

grade Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
2
Betreuung
1
Freizeit
2
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1