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PJ-Bericht: Chirurgie in Klinikum Emden (8/2012 bis 12/2012)
- Station(en)
- Allgemeinchirurgie B42, Unfallchirurgie B52
- Einsatzbereiche
- Station, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme
- Heimatuni
- Hannover
Das Klinikum Emden ist ein mittelgroßes Krankenhaus mit etwa 400 Betten und einem recht großen Spektrum für seine periphere Lage und Größe. Ich hatte bereits während des Studiums viel positive Mundpropaganda über die gute Lehre in Emden gehört und fand diese Meinung durch Erfahrungsberichte auf dieser Homepage bestätigt.
Hier zunächst eine Liste der Vor- und Nachteile von einem Chirurgie-Tertial in Emden:
Vorteile:
●Eher kleines Krankenhaus in dem man schnell alle relevanten Leute kennenlernt und dementsprechend schnell viel selber machen darf
●Allgemein gutes Betriebsklima im Krankenhaus, auch und insbesondere in der Chirurgie (man wird z.B. nie im OP angebrüllt)
●Hohes Vertrauen in die PJler: Man erhält einen Generalschlüssel und volle IT-Zugriffsrechte
●Sehr guter Studentenunterricht durch alle Fachabteilungen des Hauses (auch für Studenten anderer Abteilungen) an jedem Wochentag außer Freitags, teils zwei Seminare am Tag
●Freie Unterkunft im Wohnheim, das direkt auf dem Klinikgelände liegt: Dadurch praktisch kein Weg zur Arbeit.
●Kostenloses Frühstück und Mittagessen in der Kantine
●Kleidung wird kostenlos gestellt (Hosen, Kittel und Kasacks)
●Kostenlose Leihfahrräder der Klinik können benutzt werden
●Kostenloser Besuch des Fitnessraums in der Physikalischen Therapie möglich
●400 Euro/Monat Lohn
●Teilnahme an chirurgischen Rufdiensten möglich, die auch gut bezahlt werden (min. 22 EUR pro Dienst +11 EUR/h, nachts und an Wochenenden mit Zuschlägen)
●Es gibt einen Extra-Raum für PJ-Studenten in der Klinik, inkl. PCs und einer soliden Auswahl an Fachbüchern zum ausleihen.
●Studientage frei wählbar und auch kumulierbar
●Geregelte Arbeitszeiten. Bis auf seltene Ausnahmen war ich meistens um kurz nach 16 Uhr wieder im Wohnheim. Anfangen tut man immer um 7:25 bzw. 7:30. Vorher kommen wegen Blutabnahmen gibt es nicht (s.u.).
●Sehr nette Chefärzte in beiden chirurgischen Abteilungen, mit denen man problemlos seine Wünsche besprechen kann
●Chirurgie-Tertial-Zeit ist frei auf Unfall- und Allgemeinchirurgie verteilbar (z.B. halbe-halbe oder ganze Zeit in nur einer Abteilung etc.)
●In den Semesterferien viele Famulanten so dass einem im Wohnheim nie langweilig wird (kann auch nervig sein wenn man nur seine Ruhe haben will...)
●Kein nerviger Blutabnahmemarathon, da dies von der Stationsassistentin erledigt wird
●Monatliche Feedback-Runde (sog. "jour fixe" mit den für Studenten zuständigen Chefs. Hier kann man Probleme und Vorschläge schildern, die dann auch tatsächlich angegangen/umgesetzt werden
●Mitfahren auf dem NEF grundsätzlich möglich (Nachteil: Man kämpft mit vielen anderen darum)
Nachteile:
●Das Klinikum liegt in Emden. Wenn man nicht gerade aus der Gegend kommt ist dies schlichtweg kein attraktiver Ort. Die Freizeitmöglichkeiten sind für eine Kleinstadt überdurchschnittlich gut, retten den insgesamt recht tristen Ort aber auch nicht.
●Das Klinikum ist zwar für ein kleines Haus gut aufgestellt, wer aber spektakuläre OPs und Patienten mit seltenen Krankheiten erwartet ist hier falsch. Größte OPs sind hier die Whipple-OP oder aufwändige Hüft-TEP-Wechsel.
●Somit gibt es auch keine speziellen chirurgischen Abteilungen wie etwa Herz-Thorax-, Plastische- oder Handchirurgie
●Mitarbeit im OP wird generell erwartet. Chirurgie-Muffel werden es hier schwer haben sich darum ganz zu drücken. Wer im OP sonst immer umkippt wird ggf. auf eine harte Probe gestellt (ist m.E. aber auch ein Weichei :P)
●Die Zimmer im Personalwohnheim sind recht klein und das Wohnheim sehr laut wenn es voll besetzt ist (Semesterferien). Gilt meines Wissens aber für die meisten Krankenhäuser
●Das Internet im Wohnheim (gesichertes WLAN) ist gnadenlos langsam
●Das Betreuen eigener Patienten, obwohl offiziell gewünscht und gefordert, hat bei mir nicht gut geklappt. Lag oft an den Stationsärzten aber vielleicht auch ein bißchen an mir.
●Falls man doch mal Blutabnehmen muss, Emden verwendet das schrecklich bescheuerte Vacutainer-System, dessen Erfinder erschossen gehört, ebenso wie jeder der das System gut findet.
Ich wurde am ersten PJ-Tag zusammen mit einer weiteren neuen PJlerin (sie war in der Gynäkologie) vom Chefarzt der Psychiatrie, Prof. Trabert, sowie vom Chef des Medizin-Controllings, Dr. Kursch, offiziell begrüßt. Diese beiden sind führend für die (nicht-fachliche) Betreuung der Studenten tätig und man begegnet ihnen als PJler immer wieder.
Nach der Begrüßung führte Herr Kursch uns durch das Klinikum, zeigte uns alle wichtigen zentralen Einrichtungen wie Kleiderkammer, Kantine, Seminarraum usw. Auf dieser Tour erhielten wir auch unsere Schlüssel fürs Klinikum (man bekommt u.a. einen Rotpunkt-Generalschlüssel!), Namensschilder, Arbeitskleidung (je 2x Kittel und Hose). Am Ende der Tour brachte er uns zu unseren jeweiligen Abteilungen.
Das Klinikum Emden besitzt zwei chirurgische Abteilungen, eine für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie und eine für Unfallchirurgie und Orthopädie. Ich wurde zunächst für die Allgemeinchirurgie eingeteilt. Da dort gerade alle Ärzte im OP oder sonstwie beschäftigt waren ließ man mich vor dem Sekretariat des Chefs warten. Dort begegnete mir der Chef der Unfallchirurgie, der sein Büro neben an hat. Er erkannte mich als neuen PJler und begrüßte mich sofort freundlich und fragte nach wann ich in die Unfallchirurgie kommen würde. Ich wollte mein Tertial aufteilen und konnte ihm so sagen dass ich in zwei Monaten in seine Abteilung kommen würde. Kurz darauf holte mich eine Allgemeinchirurgische Assistenzärztin ab und brachte mich auf die Station B42, auf der ich in den kommenden zwei Monaten größtenteils arbeiten würde. Die erste Woche war zunächst eine Eingewöhnphase in der ich die Mitarbeiter und die Klinik kennenlernte, sowie die Tagesabläufe.
Die Allgemeinchirurgie beginnt ihre Frühbesprechung um 7:25 Uhr und braucht dafür nur wenige Minuten. Anschließend geht es zur Visite auf Station. Um 8 Uhr beginnen die ersten OPs, falls man als PJler dafür eingeteilt wird (geschieht häufig) sollte man dann auch pünktlich dort sein. Blutabnehmen musste ich praktisch nie, dies wird von Stationsassistenten gemacht. Die Visite besteht in erster Linie aus Inspektion von Wunden und Drainagen und dem Verbandswechsel, bei dem man tatkräftig mithelfen sollte. Oft geht es danach in den OP. Hier muss man in erster Linie Haken halten, kann sich im Laufe der Zeit aber auch anderweitig nützlich machen wenn man gut aufpasst und mitdenkt. Eine weitere Aufgabe wäre etwa das Führen der Kamera bei Laparoskopien.
Auf Station stehen Verbandswechsel im Vordergrund, ggf. wird man gefragt ob man eine Braunüle legen kann oder Drainagen ziehen. Sind diese Dinge erledigt geht es meist ans Briefe schreiben. Wer sich hier, so wie ich, hervortut darf oft nach einiger Zeit weitgehend selbstständig die Briefe schreiben und sie dann zum vidieren direkt an den Oberarzt schicken. Die Stationsärzte helfen aber auch dabei. Wer keine Briefe schreiben will muss dies wohl auch nicht, aber gerade auf der B42 gibt es sonst gegen mittag oft kaum noch was zu tun wenn man nicht eh in den OP muss.
Als Alternative bieten sich noch an: Die Zentrale Patientenaufnahme (ZPA) wo man Notfallpatienten mit untersuchen kann (wärmstens empfohlen), die Terminambulanz wo der Chef seine Sprechstunde hat (auch sehr lohnenswert) sowie natürlich nachmittags der Besuch der Seminare für Studenten (die sind fast durchweg interessant und lehrreich, egal welche Klinik sie hält).
Um 15:30 ist dann die Röntgenbesprechung, die meist unter einer halben Stunde dauert. Daran schließt sich die tägliche Abschlussbesprechung an, nach der man dann auch nach Hause kann.
In der Unfallchirurgie sind die Abläufe ähnlich, nur dass hier die Verbandswechsel meist deutlich umfangreicher sind und dementsprechend länger dauern. Die Arbeit in der ZPA bietet sich hier noch mehr an, da man dort als Student häufig Schnittwunden o.ä. nähen kann. Die Unfallchirurgische Frühbesprechung ist meist um kurz nach 7:30 und geht bis 8, danach beginnt die Visite oder die erste OP (je nachdem für was man eingeteilt ist). In Unfallchirurgischen OPs muss man ebenfalls Haken sowie gerne mal Beine halten (v.a. bei TEPs und Athroskopien). Wer sich gut einbringt darf aber auch mal Blutstillung mit dem Elektrokauter, Absaugen, Zunähen (meist wird aber geklammert, was immer der Student macht) und in selteneren Fällen auch mal Osteosyntheseschrauben rein oder raus drehen. Allgemein hatte ich das Gefühl in der Unfallchirurgie mehr machen zu dürfen, allerdings war ich dort erst nach zwei Monaten Allgemeinchirurgie und wurde dementsprechend auch als OP-erfahrener eingeschätzt, denke ich.
Meine spektakulärsten OPs waren jeweils eine Whipple-OP in der Allgemeinchirurgie, welche 7 Stunden gedauert hat und wo ich am Ende den Bauch zunnähen durfte, sowie ein komplizierter Hüft-TEP Wechsel der ebenso 7 Stunden gedauert hat. Die häufigsten OPs sind Gallenblasen- und Hernien-OPs in der Allgemeinchirurgie und Hüft- und Knie-TEPs in der Orthopädie. Mittwochs kommt eine auswärtige Gefäßchirurgin mit der man zusammen auch mal Carotiden oder Femoro-popliteale Bypässe operieren darf, sowie Varizen-Stripping betreibt.
Zusammenfassend lernt man in der Emdener Chirurgie ein solides chirurgisches Grundwissen in einem sehr angenehmen Arbeitsumfeld. Man darf viel nähen und lernt vernünftig Verbände zu wechseln, was man auch als Nicht-Chirurg später können sollte. Auch Arztbriefe schreiben habe ich hier gut üben können.Nervige Blutentnahmen kommen praktisch nicht vor. Der Stationsalltag war wenig stressig und gut geregelt. Die Zeit in der Notaufnahme war für mich zu kurz, dort habe ich sehr viel gelernt. Ich empfehle jedem mindestens einen Monat des Tertials, wenn nicht noch mehr, in der Notaufnahme zu verbringen. Der Lerneffekt dort ist viel größer als auf Station.
Insgesamt würde ich ein PJ-Tertial Chirurgie in Emden jedem weiterempfehlen der nicht schon vorm PJ weiß dass er eine ganz spezielle Art von Chirurg werden will die es hier nicht gibt. Auch für weniger chirurgieinteressierte ist es hier interessant da man es wenigstens mit netten Kollegen und Chefs zu tun bekommt. Ich war vor dem PJ wenig an Chirurgie interessiert, hier hat es mir aber soviel Spaß gemacht das Chirurgie jetzt hinter meinem Lieblingsfach Anästhesie knapp auf Platz 2 meiner möglichen Facharztkarrieren steht.
Ich bewarb mich zunächst dafür, alle drei Tertiale in Emden abzuleisten. Letztlich kam es nicht dazu, was jedoch nicht am Klinikum Emden sondern an privaten Gründen liegt.
Die Bewerbung für mein PJ lief auf althergebrachtem Wege über das Studiensekretariat meiner Uni, der Medizinischen Hochschule Hannover, über deren PJ-Auswahlformular. Emden war mein Erstwunsch und ich wurde problemlos entsprechend zugeteilt.
Einige Wochen vor PJ-Beginn meldete sich dann eine Sekretärin der Personalabteilung in Emden bei mir und schicke mir einen Link für ein Anmeldeformular des Klinikums Emden. Ich füllte es aus und vereinbarte einen Termin für meinen Einzug ins Personalwohnheim des Klinikums. Am vereinbarten Tag erhielt ich an der Pforte den Schlüssel und konnte sofort in mein Zimmer einziehen.
Wichtig ist noch zu erwähnen dass das Klinikum einige Bescheinigungen und Formulare wie etwa Lohnsteuerkarte oder Versicherungsbescheinigung von PJlern benötigt. Diese können aber auch nachgereicht werden. Was genau man braucht wurde mir vom Klinikum bereits Wochen vorher mitgeteilt und ist sonst auch auf dem Studentenleitfaden des Klinikums (siehe deren Homepage) einsehbar.
- Unterricht
- 5x / Woche
- Inhalte
- Repetitorien
Bildgebung
Fallbesprechung
Sonst. Fortbildung
Patientenvorstellung - Tätigkeiten
- Briefe schreiben
Braunülen legen
Röntgenbesprechung
Patienten untersuchen
Notaufnahme
Mitoperieren
EKGs
Poliklinik
Untersuchungen anmelden
Eigene Patienten betreuen
Patienten aufnehmen
Chirurgische Wundversorgung - Dienstbeginn
- 7:00 bis 8:00 Uhr
- Dienstende
- 16:00 bis 17:00 Uhr
- Studientage
- 1x / Woche frei
- Tätigkeiten
- Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei/billiger
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Unterkunft gestellt - Gehalt in EUR
- 400
- Gebühren in EUR
- Einstellige Telefongebühren, 100 EUR Kaution für Wohnheimzimmer