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PJ-Bericht: Chirurgie in Kantonsspital Winterthur open_in_new (12/2013 bis 3/2014)

Station(en)
4, 6, Hand-Plastische Chirurgie
Einsatzbereiche
Station, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme
Heimatuni
Nicht angegeben
comment Kommentar

Die großem Erwartungen an eine Ausbildungszeit in der Schweiz konnten im Nachhinein leider nicht erfüllt werden. Daher auch die Gesamtbewertung der Zeit in Winterthur mit der Note 3. Im Einzelnen:

Positives:

- Die anderen Studenten kamen zum Großteil aus Deutschland und das Verhältnis der PJ-Studenten untereinander war gut. Der kleinere Teil der Studenten bestand aus Schweizern, die wie Famulanten immer einen Monat in der Klinik mitarbeiten.

- In der Schweiz herrscht eine relativ flache Hierarchie in Krankenhäusern. Allerdings sollte man sich von allen "Dus" nicht blenden lassen. Bei aller Duzerei verhalten sich viele doch recht distanziert. D.h. man duzt einander und kennt einander nie wirklich. Das kann schon irritieren.

- Das Arbeitsklima ist im Grunde positiv. Die meisten Assistenten und OÄ sind freundlich und bereit Dinge zu erklären, wenn man fragt.

- Im OP gibt es keine stundenlangen Quizduelle, denen sich der deutsche Student aussetzen muss. Bisweilen fällt aber gerade in der Anfangszeit das akustische Verständnis von in den Mundschutz gebrummeltem Schweizerdeutsch etwas schwer.

- Das (zumindest weitgehende) Verständnis des Schweizerdeutschen gelingt relativ schnell, wenn man sich an häufig fallende Ausdrücke gewöhnt hat.

- Winterthur ist eine für schweizer Verhältnisse große Stadt und man kann seine Freizeit, gerade durch die Nähe zu Zürich, gut gestalten.

Negatives:

- Was die Sprache betrifft, versteht man zwar schnell... Lasst euch aber nicht hinreißen, selbst Schweizerdeutsch sprechen zu wollen. Das wird nicht als Entgegenkommen und Wertschätzung gedeutet, sondern als Beleidigung, da man als deutscher schlicht nicht in der Lage ist es richtig zu machen (nach so kurzer Zeit). Manche deutschen Ärzte eignen sich auf Dauer ein "Mischmasch-Deutsch" an. Das kommt nicht sehr gut an.

- Die Dienstzeiten liegen mit regulär 10 Std. tägl. deutlich über deutschem PJ-Niveau. Je nach OPs oder auch generellem Arbeitsaufwand in der jeweiligen Abteilung sind aber auch Überstunden teilweise normal. Dann ist man schnell mal 11 Std. am Tag in der Klinik. Dessen sollte man sich bewusst sein.

- Die Studentenstellen sind zurzeit chronisch unterbesetzt, was die erforderliche Selbsteinteilung der Studenten für die OPs des jeweils kommenden Tages nicht leichter macht. Sehr häufig gibt es schlicht zu wenige PJler für zu viele geplante Operationen, in denen eine helfende Hand benötigt wird.

- Einmal die Woche gibt es eine Fortbildung, welche aber i.d.R. über die normale Arbeitszeit hinausreicht.

- Auf den ersten Blick bekommt man im vgl. zur BRD viel Gehalt. Dies Frisst sich durch Miete, Mittagessen und Lebenshaltungskosten auf. Meist legt man aus der eigenen Spardose noch drauf, um auch etwas unternehmen zu können. (Bsp. Kinokarte ca. 17 CFR, einfache Fahrt nach Zürich mit dem Zug 12,50 CFR).

- Die Dienstplanerstellung für PJler war oft ungünstig, soll aber im Verlauf optimiert werden.

- Die größte Enttäuschung war der lerntechnische Benefit auf Station in Winterthur. Außer im OP hat man an den Patienten vergleichsweise wenig gearbeitet. 60-70% der Arbeit beschränkt sich auf Büroarbeiten. Briefe zusammenstellen aus alten Briefen, Diagnosen in alten Briefen zusammensuchen, Fakten eintragen, Patienten nach Aufnahme untersuchen und selbiges eintragen. Eine Supervision erfolgte nur selten. Selbst auf Nachfrage wurde ein Auskultationsbefund am Herzen bspw. nicht nachkontrolliert. Lerneffekt gleich null. In der Notaufnahme erwartet einen die selbe Arbeit. Es ist nicht gestattet Patienten vor dem Arztkontakt alleine zu sehen. Man muss sich an die Ärzte dranhängen. Nahezu jedes mal. Wenige Ärzte sagen von sich aus Bescheid, wenn sie einen Patienten aufsuchen. Das ist lästig. Im Zweifel läuft man ihnen einfach hinterher und bemerkt schließlich, dass sie nur die Toilette aufsuchen möchten. Haben sie einen Patienten bspw. mit akutem Abdomen ohne einen Stdenten aufgenommen, darf man nochmals alleine zum Patienten gehen, um neben dem Abdomen den restlichen Untersuchungsbefund zu erheben, damit im Brief ein schöner kompletter Untersuchungsbefund steht. Man ist im Grunde häufig der Lückenfüller der ärztlichen Tätigkeit. Hin und wieder kann man Nähen oder mit Klammern Wunden versorgen. Das ist interessant, für den, der es gerne tut. Leider aber die Ausnahme. Je nach Abteilung macht man auch Überstunden alleine aufgrund der administrativen Arbeit, die man als Student zu erledigen hat. Insgesamt ist die fachliche Ausbildung in dieser Abteilung dieser Klinik nicht besser, als in jeder anderen in Deutschland auch.

Würde ich also dieses Tertial weiterempfehlen: Leider nein. Leider, weil das KH und das Personal deutliches Potential haben. Es mangelt aber erheblich an der Umsetzung und an Attraktivität.

Bewerbung

Die chirurgische Abteilung hat mittlerweile Schwierigkeiten ihre freien PJ-Stellen zu besetzen. Daher ist momentan eine Bewerbung zu jederzeit möglich und es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit eine Stelle zu bekommen.

Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Repetitorien
Fallbesprechung
Nahtkurs
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Röntgenbesprechung
Patienten untersuchen
Notaufnahme
Mitoperieren
Poliklinik
Untersuchungen anmelden
Patienten aufnehmen
Chirurgische Wundversorgung
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Unterkunft gestellt
Gehalt in EUR
Knapp 900 CFR ohne Zulagen
Gebühren in EUR
400 CFR für Zimmer, 8,70 CFR/d für Mittagessen

grade Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
2
Unterricht
3
Betreuung
3
Freizeit
4
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
3