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PJ-Bericht: Allgemeinchirurgie in Spital Wil open_in_new (1/2016 bis 3/2016)

Station(en)
C-Süd
Einsatzbereiche
Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station, OP
Heimatuni
Erlangen
comment Kommentar

Hallo liebe PJ-Suchende,

vorneweg: ich habe insgesamt 3 Monate in der Chirurgie in Wil verbracht und hoffe, dass meine Bewertung alle diejenigen positiv rückversichern kann, die sich noch nicht sicher sind, ob sie eine Bewerbung wagen sollen oder nicht.

Alles, was mir zum Spital und auch zum Leben drum herum wichtig erscheint, habe ich nach Stichpunkten gegliedert, ich hoffe das erleichtert das Suchen, wenn euch vor allem bestimmte Punkte interessieren:

Anreise/Empfang/erster Tag:

Die Anreise und auch der Zimmerbezug ist grundsätzlich zu jedem Wochentag möglich. Falls ihr werktags und während der regulären Arbeitszeiten (Mo-Fr, ca. 8.00 bis 17.00 ) ankommt, könnt ihr per Email im Vorfeld einen Übergabezeitpunkt für eure Zugangsschlüssel mit der Liegenschaftsverwalterin (Fr. Bollhalder) vereinbaren. Solltet ihr Samstag oder Sonntag oder am etwas späteren Abend eintreffen, könnt ihr euch den Schlüssel am Spitalempfang hinterlegen lassen und dort abholen.

Wer mit dem Auto anreist und die Schweizer Autobahnen benutzt, benötigt außerdem eine Vignette. Diese ist nur als Ganzjahres-Plakette erhältlich und kostet derzeit 38,50 €. Das erscheint zwar erstmal recht viel, da man sie aber im Laufe des Tertials bestimmt desöfteren für Städtereisen und Fahrten in die Bergen nutzen wird, ist es eine lohnende Investition.

Parkplätze stehen kostenfrei und direkt vor dem Personalwohnheim zur Verfügung, sind aber hin und wieder etwas knapp, sodass man beim Parken gelegentlich etwas kreativ sein muss.

Ist man erstmal gut angekommen, hat ausgepackt und die netten Mit-UHUs kennengelernt, hat man das Gröbste schon hinter sich gebracht.

Der erste Tag im Spital ist nämlich recht gut strukturiert und soll den Einstieg erleichtern. Er ist noch kein konventioneller Arbeitstag, sondern beinhaltet eine Begrüßung durch die Personalabteilung, die Wichtiges zu Spital, Verträgen und Abläufen erklärt, eine Info-Mappe überreicht und einen EDV-Kurs zur Einführung in das Patientenmanagementsystem veranstaltet (Patientenkurven, Dokumentation und Verordnungen laufen in Wil voll-elektronisch, deshalb ist ein kleiner Crash-Kurs auf alle Fälle sinnvoll). Der erste Tag beginnt um 8.00 Uhr und endet ca. um 16.00 Uhr.

Stationsalltag/OP/AVU/Gipssprechstunde:

Ab dem zweiten Tag trifft man sich immer um 7.30 Uhr zur Frühbesprechung, montags ist diese interdisziplinär und wird zusammen mit der Inneren Medizin abgehalten, freitags findet außerdem ein Breakfast-Teaching zu abwechselnden Themen mit Croissant- und Kaffeebuffet statt.

Was man dann schließlich tatsächlich im Arbeitsalltag an Aufgaben erledigt, hängt stark vom persönlichen Interesse und vor allem auch der Anzahl der UHUs ab.

Neuerdings wird jeder UHU einem Assistenzarzt zugeordnet und betreut mit diesem zusammen eine bestimmte Anzahl an Patienten - falls gewünscht auch gerne eigene. Zusätzlich zur Stationsarbeit erledigt man Dienstag, Mittwoch und Freitag selbstständig AVUs (präoperative ambulante Voruntersuchungen: dazu gehört ein Patientengespräch mit kurzer Anamnese, Erhebung des klin. Status und Anfertigung eines Eintrittsberichtes). Wer Interesse hat, hat Montag, Mittwoch und Freitag außerdem die Chance, mit dem Assistenzarzt der D-Station die ambulante Gipssprechstunde zu führen und etwas über Frakturversorgung, Gipsanlage und Nachkontrolle zu lernen.

Die Einteilung im OP erfolgt jeweils immer in der Röntgenbesprechung des Vortages und ist (anders als oft in Deutschland) weitestgehend wunschadaptiert. Wer kein großer Fan von OP-Luft ist, muss nicht über die Maßen assistieren und kann stattdessen mehr im stationären und ambulanten Bereich aushelfen. Wer sich andersherum sehr für die Chirurgie interessiert, hat viele Möglichkeiten, auch die einzelnen Fachbereiche (Ortho, Unfall, viszeral etc.) näher kennenzulernen. Das operative Spektrum ist entsprechend der Größe des Hauses natürlich begrenzter als im Uniklinikum. Schlimm fand ich das aber nicht unbedingt.

Fragen wurden eigentlich stets anschaulich beantwortet und einige Operateure erzählen auch gern aus freien Stücken immer wieder mal Genaueres zum gerade durchgeführten Eingriff.

Pikett:

Die Einteilung zum Pikettdienst erledigten wir UHUs selbstständig jeweils ca. 2 Wochen vor Beginn des neuen Monats.

Pro Pikett-Tag erhält man einen halben Kompensationstag, den man dann beliebig nach Rücksprache mit dem leitenden OA (Dr. Seifert) einlösen kann.

Wie oft man im Dienst gerufen wird, ist leider Glückssache. Ich musste einmal beispielsweise samstags zwölf Stunden am Stück assistieren, hatte dafür aber unter der Woche auch komplett einsatzfreie Tage.

Ein großer Minuspunkt war leider, dass die UHUs der Inneren Medizin pro Diensttag am Wochenende einen kompletten Kompensationstag erhielten, die chirurgischen UHUs allerdings nur den im Vertrag festgelegten halben. Da der Pikettdienst am Wochenende von 8.00 Uhr bis 8.00 Uhr des Folgetages dauert, unter der Woche aber nur von 17.00 Uhr bis 8.00 Uhr ist die vertragliche Kompensationsregelung doch ein bisschen unfair und ich fände es schön, wenn sie nochmal überdacht und angepasst werden würde.

Weiterbildung/Lehre:

Jeden Mittwoch um 13.00 Uhr erfolgt ein ca. einstündiges Teaching durch einen Oberarzt zu gängigen chirurgischen Krankheitsbildern. Mittwochs um 15.45 Uhr finden außerdem regelmäßige Fortbildungen statt, die über Videokonferenz ins Nachbarspital nach Wattwil übertragen und je nach Einteilung auch von UHUs vorbereitet und gehalten werden.

Einmal im Monat hält das Spital abends für die im Umkreis angesiedelten Hausärzte eine ca. 1,5-stündige chirurgische und/oder internistische Fortbildung und schmeißt im Anschluss für alle Anwesenden ein großes Apéro (Buffet).

Umgangston/Ansehen:

Die berühmte Feststellung, dass in der Schweiz flachere Hierarchien herrschen, ist in Wil tatsächlich wahr. Es war wirklich schön, auch als PJ-ler geschätzt und fest ins Team integriert zu sein.

Unsere Assistenzärzte haben uns regelmäßig auf ein Bier im Wohnheim besucht und sind sogar zum Bowling und am Wochenende zum Skifahren mit uns gegangen.

Von einem besonders netten Oberarzt wurden wir zu ihm und seiner Familie nach Hause eingeladen, wo uns gezeigt wurde, was ein echtes Schweizer Raclette ist.

Freizeit/Ausflüge/UHU-Leben:

Das ist mit Abstand der Teil, zu dem ich am allermeisten und liebsten erzähle - für eine wortknappe Bewertung ist es ohnehin zu spät :-)

Wil liegt recht günstig, man ist in ca. 40 min mit dem Auto in Konstanz und kann dort zu deutschen Preisen tanken und einkaufen. Winterthur und St. Gallen liegen noch ein Stückchen näher, nach Zürich fährt man ca. 1 h, nach Luzern 1,5h, nach Bern 2h.

Wer im Winter hier ist, sollte unbedingt seine Skier mitbringen. Am Wochenende ist das Skifahren in der Schweiz zwar recht kostspielig, wer aber Kompensationstage zu verplanen hat, sollte werktags mal die Flumser Berge oder das Toggenburg besuchen - das ist dann deutlich günstiger und auch weniger belebt (40-60 Min Autofahrt entfernt).

Fast noch ein bisschen schöner fand ich außerdem die Skigebiete im Bregenzer Wald (Damüls, Mellau, Diedamskopf). Hierher fährt man zwar ein bisschen länger (1,5h), aber es lohnt sich sehr! Wer gerne Wintersport macht und in der entsprechenden Jahreszeit nach Wil kommt, wird ein tolles Tertial haben...

Noch ein paar letzte Empfehlungen für Ausflüge:

- Schneerodeln in den Fideriser Heubergen

- Hammam Stadtbad Zürich (werktags 20 € Rabatt für Studenten)

- Saunen in den Bodenseethermen Konstanz oder direkt im Bergholz Wil

- der Wiler Turm, den ich leider erst an meinem letzten Tag entdeckt habe

Die Zeit in Wil war für mich eine ganz besonders schöne und auch jetzt zurück in Deutschland habe ich noch oft ein bisschen Schweizer Heimweh und denke gern an das Spital und die Leute, die mein Tertial begleitet haben.

Ich kann euch die Erfahrung in der Schweiz und auch in Wil sehr empfehlen, falls ihr noch hadert, gebt euch einen Ruck! :-)

Viele liebe Grüße

Bewerbung

In meinem Fall 1,5 Jahre, allerdings bei etwas Glück auch 1-2 Monate vorher möglich

Unterricht
1x / Woche
Tätigkeiten
Chirurgische Wundversorgung
EKGs
Notaufnahme
Patienten untersuchen
Gipsanlage
Patienten aufnehmen
Punktionen
Untersuchungen anmelden
Röntgenbesprechung
Eigene Patienten betreuen
Mitoperieren
Briefe schreiben
Poliklinik
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Mittagessen regelmässig möglich
Unterkunft gestellt
Gehalt in EUR
1029 € (1123 SFr)
Gebühren in EUR
275 € (300 SFr)

grade Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
2
Freizeit
2
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1