Medizinstudent:innen helfen Medizinstudent:innen.

74.421 Berichte von PJ-Tertialen und Famulaturen weltweit. Für ein besseres Medizinstudium. Kostenlos und unabhängig.

PJ-Bericht: Allgemeinchirurgie in UniversitaetsSpital Zuerich (USZ) open_in_new (9/2016 bis 11/2016)

Station(en)
Notfall, Herzchirurgie
Einsatzbereiche
Notaufnahme, OP, Station
Heimatuni
TU Muenchen
comment Kommentar

-Klinik/Ausbildung:

Ich hatte eigentlich vor, vier Monate in Zürich zu bleiben. Die Lehrbedingungen, die

ich dort vorgefunden habe, haben allerdings in keinster Weise meinen Erwartungen

entsprochen. Ich habe daher dort gekündigt und mein PJ-Tertial gesplittet.

Kündigung geht eigentlich nicht, das war ein Entgegenkommen von Frau Gröflin.

Ein Mit-PJler, der zwei Wochen nach mir kündigen wollte, durfte das dann nicht

mehr. Es wären dann dort einfach zu wenige Unterassisten gewesen.

Man ist in der Schweiz als Unterassistent angestellt. Die Abkürzung für uns ist Uhu

(UHU=Unterhund) und ein bisschen entspricht das auch dem, wie man im Unispital

behandelt wird. Es wird einem soviel beigebracht, dass man repetetive, für die

Ärzte lästige Stationsarbeit machen kann und mehr auch nicht. Bei Nachfragen

wird einem mal mehr, mal weniger freundlich bedeutet, dass man das lassen soll.

Im OP hält man Haken, kann oft das Operationsfeld gar nicht überblicken. Auch

hier wird auf Nachfrage nur selten was erklärt. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber

die sind eindeutig in der Minderzahl. Die Stimmung im Team ist schlecht.

Die Fluktuation ist wohl auch deswegen hoch, ständig kündigt jemand.

Als UnterassistentIn wird man auf die Bereiche Notfall, Herz-, Unfall-, Viszeral- und

Plastische Chirurgie verteilt. Dort bleibt man jeweils einen Monat und wechselt

dann den Bereich. Man darf Wünsche bezüglich der Rotation äußern, die werden

aber so gut wie nicht berücksichtigt.

Ich war auf dem Notfall und in der Herzchirurgie.

Auf dem Notfall hat man Schichtdienst. Es gibt dabei Tag-, Spät- und Nachtdienst.

Man arbeitet etwa 6-7 Tage am Stück und hat dann ausgleichsfrei. Wochenende ist

inbegriffen, ich hatte zum Beispiel von fünf Wochenenden an vier Dienst. Schichten

sind am Tag 7-10, Spät- und Nachtdienste 10-14 Stunden lang. Nachts ist man

dann auch wirklich die ganze Zeit wach. Da man jeweils von einem

Unterassistenten abgelöst wird, der die nächste Schicht übernimmt, werden diese

Zeiten auch eingehalten.

Das Notfallinstitut ist schon echt gut organisiert, es war schön zu sehen, wie

effizient Abläufe in der Medizin sein können. Man geht dann in der Regel zum

Patienten, macht Anamnese und körperliche Untersuchung und rapportiert das

dann jemandem von der ärztlichen Seite. Die machen dann in der Regel das

Gleiche in Kurzform nochmal. Bei den folgenden Schritten -

differentialdiagnostische Überlegungen, Anmeldung von Untersuchungen etc. ist

man dann meistens nicht mehr dabei. Man schreibt dann nämlich bereits den Brief,

fügt Befunde ein. Das ist ziemlich stupide und man lernt dabei leider recht wenig.

Was echt cool war, ist, dass man v.a. nachts selber nähen durfte. Es gab da einen

Wundversorgungsraum, dort konnte man sich alles steril herrichten und dann

selber LA setzen und Wunden nähen oder tackern. Da war man ziemlich

selbstständig. Ich konnte dort auch mal nen Abszess spalten oder habe bei

kleineren plastischen Eingriffen assistiert. Es war dort insgesamt aber auch viel

„Deppen“-Arbeit dabei, wie Bilder archivieren gehen, Befunde abtippen.. Insgesamt

wäre diese Rotation aber vom Medizinischen her echt noch ok gewesen, da man

zumindest verschiedene Krankheitsbilder sieht und wenn man immer wieder sich

für sich einsetzt, auch mal was machen kann. Die Arbeitszeiten waren für mich

schon hart, man konnte auch wenig planen, da man dann doch noch kurzfristig für

das Wochenende eingesetzt wird etc. Und vor allem gab es dort viele Leute vom

ärztlichen Personal, die unglaublich unfreundlich zu uns Unterassisten waren. Das

habe ich in der Form noch nie erlebt.

Die zweite Rotation war dann auf die Herzchirurgie. Dort war man immer eine

Woche auf die Station und eine in den OP eingeteilt. Auf der Station war man für

die Eintritte zuständig (etwa so 6-9 pro Tag). Man hat erstmal die Briefe angelegt,

dafür alle Befunde angefordert, teilweise gescannt, diese dann reinkopiert. Dabei

sind dann Rechtschreibfehler aufgetreten. Daher hat man dann noch den gesamten

Text daraufhin untersucht. Ich beschreibe das jetzt mal so ausführlich, weil das

doch einen großen Umfang der täglichen Arbeit ausgemacht hat. Die Anamnese

und körperliche Untersuchung waren dann immer gleich. Man ist immer die

gleichen Fragen durchgegangen, hatte eh auch nur wenig Zeit. Danach hat man

den Brief vervollständigt und ist dann in die Nachmittagsbesprechung. Die ging

immer so ne Stunde und danach hat man weiter die Eintritte gemacht, die dann

noch kamen.

In der OP-Woche wurde man in die einzelnen OPs zugeteilt, und hat da 2.

Assistenz gemacht. Das waren echt schon interessante Operationen. Leider stand

man nur in der Regel so, dass man so gut wie nichts sehen konnte. Bei Nachfrage

durfte man mal kurz den Haken abgeben und ins OP-Feld schauen. Erklärt wurde

fast nichts, auch auf Nachfrage nicht. Die meisten Chirurgen waren sogar

unfreundlich und cholerisch und haben den ganzen OP-Saal zusammengeschrien.

Die einzige Ausnahme hat der für die Ausbildung verantwortliche Arzt Dr. Inderbitzin

gebildet. Wenn man bei ihm war, konnte man was sehen, er hat erklärt. Ich durfte

bei ihm sogar mal alleine nen VAC-Wechsel durchführen.

Arbeitszeiten waren hier etwa 10 Stunden am Tag, je nach Fähigkeit, sich zu

weigern, länger zu bleiben, sonst waren es auch mehr. Dazu kommt Pikettdienst,

das heißt nach einem regulären Arbeitstag nachts Bereitschaft. Wenn man spät in

der Nacht gerufen wird, muss man am nächsten Tag nur den halben Tag kommen,

sonst den ganzen Tag. Piket gibt es auch am Wochenende, dann von 8-8 Uhr, nur

bei Diensten in der Nacht vom Sonntag spät ausgleichsfrei.

Fortbildungen gab es sporadisch auf der Herzchirurgie, bei mir hat das nur einmal

stattgefunden und war ok. Auf dem Notfall gab es immer um 8 Uhr eine

Morgenbesprechung mit kurzer Fortbildung, das war ganz gut.

Was die anderen UnterassistentInnen berichtet haben, soll Unfallchirurgie furchtbar

sein, Plastische etwas besser als furchtbar und Viszeralchirugie ok, nur mit noch

längeren OP- und Arbeitszeiten.

- Fazit:

Insgesamt kann ich den Aufenthalt am Unispital AUF KEINEN FALL EMPFEHLEN!

Ich würde über mich sagen, dass ich gut für mich einstehen kann und so habe ich

zumindest ein wenig gelernt. Ansonsten lernt man, denke ich, nichts. Man wird

regelrecht ausgebeutet, muss viel arbeiten und erhält dafür (auch monetär für

Schweizer Verhältnisse, etwa 930CHF brutto für 31 Arbeitstage) sehr wenig.

Wenn man nach Zürich - eine schöne Stadt mit einem hohen Freizeitwert - gehen

möchte, würde ich empfehlen, ein kleineres Haus aufzusuchen. Das Klinikum

Hirslanden soll gut sein, ebenso das Waidspital und das Spital Zollikerberg.

Unterkunft/Organisation:

Es gibt ein Wohnheim für Studierende, das gleich neben dem Spital liegt. Dort

wohnen fast alle PJlerInnen (Kosten etwa 640CHF/Monat).

Da gibt es ein kleines Zimmer (etwa 9qm), Küche und Bad teilt man sich mit den

anderen auf seinem Flur. Ich selbst habe da nicht gewohnt, kenne aber Leute, die

das gemacht haben und einigermaßen zufrieden damit waren. Man findet da relativ

schnell Anschluss, es gibt gemeinsames Essen und Partys. Bei meinen Besuchen

dort fand ich es da ganz nett. Ist eben nicht so ein schöner Bau und für die

Zimmergröße schon ziemlich teuer.

Ich habe eine Wg gefunden für die Zeit. Man kann das versuchen über

wgzimmer.ch oder Facebook (die Stusti-Gruppe oder ETH Sharing&Caring), bei

ronorp.net oder direkt bei der WOKO oder JUWO (haben für Zürcher Verhältnisse

günstige Wohnungen für Studis). Ich hatte ziemliches Glück und habe bei der

ersten Wg, die ich angeschrieben habe, schon ne Zusage bekommen. Sonst ist

das aber eher ein langwieriger Prozess. Man findet dann aber mit etwas Geduld

und Glück schon was für 500-600CHF warm und auch in ganz schönen Vierteln

(Wipkingen, Züri West, Kreis 4 und 5).

Man muss ein Schweizer Lohnkonto eröffnen, um den Lohn vom Spital zu kriegen.

Kann man an jeder Poststelle machen, man kriegt dazu auch noch Unterlagen vom

Unispital am ersten Tag. Das kostet nichts, wenn man eine Schweizer

Meldeadresse hat, sonst etwa 30CHF Kontoführungsgebühr pro Monat.

Außerdem muss man sich innerhalb von acht Tagen amtlich melden. Dazu geht

man in seinem Kreis zum Amt und beantragt einen Ausländerausweis. Kostenpunkt

ist 85CHF. Passbild wird benötigt, sonst kann man die aber auch für 10- 15CHF im

Amt machen lassen. Man erhält dann einen vorläufigen Ausweis, der endgültige

Ausweis wird einem dann zugeschickt. Diesen muss man dann an der Poststelle

vorzeigen, um eben die Kontoführungsgebühr zu umgehen.

Man muss sich in der Schweiz krankenversichern, allerdings nicht, wenn man noch

studiert. Nach etwa drei bis vier Wochen erhält man ein Anschreiben, dass man

zwingend eine Krankenversicherung abschließen muss. Hier muss man einfach

zurückschreiben, dass man noch studiert und sich also von dieser Pflicht befreien

lassen möchte. Das Gleiche gilt für die (Quellen-)Steuer, da wird man ebenfalls

angeschrieben. Man muss ein Formular ausfüllen und an das zuständige Amt

schicken. Unser Gehalt ist zu gering und wird also nicht besteuert.

Der öffentliche Nahverkehr ist recht teuer in Zürich. Ich würde empfehlen, ein

Fahrrad mitzunehmen oder dort eins übers Internet zu kaufen. Das ist billiger und

man sieht so viel von der Stadt. Ich hab das gemacht und man kann sich die Stadt

wirklich gut mit dem Fahrrad erschließen. Auto mitnehmen kann man auch. Es ist

nur ziemlich schwer, nen Stellplatz zu finden, der nicht horrend viel kostet. Damit ist

man aber schnell in der Bergen und spart sich die sehr teuren Zugtickets.

Wenn man viel Zug fährt, kann man sich ein Haltbax kaufen, zahlt dann nur die

Hälfte. Oder es gibt im jeweiligen Kreisbüro Kontingente an Tages-GAs

(Generalabonnement), mit denen man sehr günstig durch die Schweiz reisen kann.

Für das PJ-Zeugnis muss man Frau Gröflin kontaktieren, die füllt die

Bescheinigungen aus. Um eine Äquivalenzbescheinigung bzw einen Unistempel zu

kriegen, den man für die Anerkennung bei der Heimatuni braucht, muss man noch

einmal eine Bearbeitungsgebühr von 50CHF zahlen. Dazu die Kontoadresse bei

Frau Gröflin erfragen, und entweder online oder per Scheck das Geld überweisen,

dann stellt einem Frau Gröflin das auch aus.

Bewerbung

Ich habe mich etwa ein Jahr im Voraus beworben bei der zuständigen

Sekretärin des chirurgischen Departments, Donata Gröflin. Da immer wieder Leute

abspringen, ist, denke ich, auch eine kurzfristig Bewerbung möglich. Man muss

dann einige Formulare (CV, Motivationsschreiben, Notenauszug etc.) dahin

schicken und bekommt dann innerhalb von einigen Tagen die Bestätigung des PJ

Platzes. Diese Bestätigung sollte man innerhalb von vier Monaten

unterschrieben zurückschicken, um den Platz definitiv zu bekommen.

Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Notaufnahme
Botengänge (Nichtärztl.)
Patienten aufnehmen
Patienten untersuchen
Mitoperieren
Chirurgische Wundversorgung
Briefe schreiben
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Gehalt in EUR
860
Gebühren in EUR
45€ für Unistempel, 80€ für Anmeldung in der Schweiz

grade Noten

Team/Station
5
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
6
Klinik insgesamt
5
Unterricht
5
Betreuung
5
Freizeit
4
Station / Einrichtung
5
Gesamtnote
5