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PJ-Bericht: Allgemeinchirurgie in Spital Rorschach (11/2016 bis 3/2017)
- Station(en)
- A21
- Einsatzbereiche
- Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP, Diagnostik, Station, Notaufnahme
- Heimatuni
- Nicht angegeben
Eines vorweg: Das Chirurgie-Tertial im Spital Rorschach ist absolut zu empfehlen und ich würde jederzeit wieder dorthin gehen.
Im Folgenden werde ich von meinen Erfahrungen berichten und dabei besonders auf die Tätigkeiten und Aufgaben im Spital, das operative Spektrum, die Weiterbildungsmöglichkeiten, die Atmosphäre im Team, die Arbeitsbedingungen, aber auch auf die Wohnsituation sowie die Freizeitmöglichkeiten eingehen (welche ja für das Gesamtpaket „Chirurgie-Tertial“ auch nicht ganz unwichtig sind). Der Bericht ist nun doch etwas ausführlich geworden, aber dafür seid ihr danach bestens informiert, was euch während der vier Monate in Rorschach erwartet.
Tätigkeiten und Aufgaben im Spital:
Der Tag beginnt mit dem Morgenrapport um 7:10 Uhr, hier werden sämtliche Patienten vom vorherigen, aktuellen und folgenden Tag besprochen. Montags findet im Anschluss der Röntgenrapport statt, wo interessante Röntgen-/CT-/MRT-Bilder aus den letzten Tagen angeschaut und diskutiert werden. Dienstags und donnerstags finden teaminterne Fortbildungen statt, hier hält man auch gelegentlich selbst Vortrage über Themen rund um die Viszeralchirurgie.
Anschließend findet die Visite statt, hierbei ist der Unterassistent für die Verbandswechsel zuständig, somit ist man aktiv mit eingebunden und bei speziellen Patienten gibt’s entsprechendes Teaching.
Meistens ist danach noch Zeit für einen gemeinsamen Kaffee, bevor es um 8:00 Uhr in den OP geht. Hier ist man in der Regel als Assistent bei den Operationen eingeteilt (s.u.), aber bereits nach drei Wochen durfte ich die ersten Abszessabdeckelungen selbst durchführen – natürlich war immer ein Oberarzt dabei und hat alles genau erklärt und kontrolliert, aber man hat ein gutes Gefühl für Schnittführung, Elektrokoagulation und Blutstillung bekommen. Bei den laparoskopischen Eingriffen konnte ich viel Erfahrung im Umgang mit der Kamera (2D und 3D) sammeln, durfte Trokare einsetzen und vieles mehr. Bei der Hautnaht darf man fast immer mit zunähen. Kurzum: Nur vom Zuschauen lernt man die chirurgischen Fertigkeiten nicht und ich wurde stets maximal mit eingebunden.
Mittags geht man mit dem gesamten Team zum Essen und anschließend findet die präoperative Anästhesiesprechstunde (PAS) statt, wobei jeder Patient auch nochmal von den Chirurgen anamnestiziert, untersucht und aufgeklärt wird. Hier erhebt der Unterassistent den Status, rapportiert dies dem Assistenzarzt und dieser klärt im Anschluss den Patienten für die OP auf. Bisweilen habe ich die Patienten aber auch unter Aufsicht eines Assistenten oder Oberarztes selbst aufgeklärt – vorher wurde mir genau erklärt, worauf ich dabei achten muss und somit wurde ich bestens an die ärztlichen Aufgaben herangeführt.
Auf der Station habe ich auch selbst Patienten betreut und dabei Aufgaben wie Visite, Medikation anpassen, Austrittsberichte schreiben unter Supervision des Stationsarztes durchgeführt.
Meistens ist man dann zwischen 17:30 und 18:00 mit allem fertig (Achtung: 50 Stunden wöchentliche Arbeitszeit!). Die Zeiten werden genau erfasst und die Überstunden konnte ich fast auf die Minute genau alle wieder abfeiern.
Das operative Spektrum:
Das operative Spektrum in Rorschach umfasst besonders die Allgemeinchirurgie (Leistenhernie, Cholezystektomie, Appendektomie, Port-Anlage), Proktologie (Hämorrhoiden, Marisken, Perianalvenenthrombose) und die Kolorektale Chirurgie (Hemikolektomie, Sigmaresektion, Kolporektosarkopexie). Reduced-Port und Kolorektale Chirurgie sind ein Schwerpunkt in Rorschach. Montags finden darüber hinaus handchirurgische Operationen, donnerstags HNO-Operationen und freitags gefäßchirurgische Eingriffe statt, hierbei kann man ebenfalls assistieren und zusätzliche Einblicke erlangen. Größere Eingriffe (Whipple-OP, Rektumresektionen, hepatobiliäre Chirurgie) finden hingegen am Standort St. Gallen statt. Ich habe dies keineswegs als Problem empfunden, weil man sich bei dem etwas kleineren operativen Spektrum recht schnell einen Überblick verschaffen konnte und dann im OP und auf der Station sehr schnell auch anspruchsvollere Aufgaben bekommen hat, als beispielsweise „Haken und Klappe halten“. Gleichwohl war ich aber einige Male zur Hospitation in St. Gallen und durfte hier die 3D-Kamera bei einer Rektumresektion (transanaleTME, Spezialität in St. Gallen) führen oder bei einer Whipple-OP assistieren. Einfach nachfragen, dann wird einem vieles möglich gemacht.
Ansonsten arbeitet man noch ca. zwei bis drei Wochen pro Tertial auf der interdisziplinären Notaufnahme, hier betreut man chirurgische, orthopädische und internistische Patienten und darf sämtliche Rissquetschwunden nähen.
Weiterbildungsmöglichkeiten:
Auf den Röntgenrapport sowie die klinikinterne Weiterbildung bin ich ja bereits eingegangen. Daneben finden in regelmäßigen Abständen Fortbildungen zusammen mit den Internisten in Rorschach statt, es gibt aber auch interessante Weiterbildungen der Klinik für Chirurgie in St. Gallen (vorher immer Ápero mit Wasser, Wein und Häppchen – lohnt sich nicht zuletzt deshalb) und besonders lehrreich waren der Basis-Laparoskopiekurs und der Nahtkurs in Rorschach. Beim Laparoskopiekurs wurden zunächst technische Grundlagen zur Kamera, Lichtquelle und Wirkung von Strom auf das Gewebe vermittelt, anschließend verschiedene Übungen am Simulator durchgeführt und der Höhepunkt des Kurses war, dass jeder Teilnehmer eine Schweinegallenblase (mit Darstellen und Clippen der A. cystica und des Ductus cysticus sowie Herauslösen der Gallenblase aus dem Gallenblasenbett) laparoskopisch entfernen durfte. Der Nahtkurs war ebenfalls sehr hilfreich, sämtliche Naht- und Knotentechniken sowie das Annähen von Redon- und Easyflow-Drainagen wurden vermittelt. Zusätzlich gab es morgens Kaffee und Croissants sowie ein 3-Gänge-Menü am Mittag – so lässt es sich arbeiten 😉. Die Kosten von ca. 350 Franken pro Teilnehmer wurden vom Spital übernommen. Gesonderte Studientage oder sonstige spezielle PJ-Weiterbildungen entfallen allerdings.
Atmosphäre im Team:
Die Stimmung im Team habe ich als durchweg kollegial und immer sehr freundschaftlich empfunden. Vom chirurgischen Sekretariat über die Lagerungs- und OP-Pflege bis hin zu den Assistenz- und Oberärzten und dem Chef waren alle stets hilfsbereit, haben viel erklärt, man konnte bei Problemen jederzeit nachfragen – insgesamt eine sehr familiäre Atmosphäre, in der das Arbeiten wirklich Spaß macht. Zudem gab es auch Team Building-Aktionen, wie beispielsweise Laser Tag, Eislaufen oder ein Weihnachtsessen mit den ärztlichen Kollegen.
Arbeitsbedingungen:
Zur 50-Stunden Woche und der Zeiterfassung habe ich ja schon alles gesagt. Wichtig ist noch: Pickett-Dienste (Rufbereitschaft für PJ‘ler, insb. nachts oder am Wochenende) und Nachtdienste gibt es im Spital Rorschach nicht. Am Wochenende muss man als Chirurgie-UHU nur sehr selten arbeiten und dann bekommt man CHF 180 extra und kann zwei Tage kompensieren. Das Gehalt beläuft sich auf CHF 1100 monatlich.
Wohnsituation:
Im Wohnheim direkt gegenüber dem Spital kann für CHF 370 monatlich ein Appartement gemietet werden (möbliertes Zimmer, eigenes Bad, Gemeinschaftsküche mit ca. 3-4 anderen Mietern). Das Wohnheim ist modern eingerichtet (WLAN inklusive), es gibt noch einen Gemeinschaftsraum mit Couch und Fernseher sowie kostenloser Waschmaschine und Trockner im Keller - man kann es hier wirklich sehr gut aushalten.
Freizeitmöglichkeiten:
Zuletzt möchte ich noch auf die Freizeitmöglichkeiten eingehen. Rorschach liegt direkt am Bodensee, dazu muss man eigentlich nicht mehr viel sagen. Im Winter ist Rorschach ein strategisch guter Ausgangspunkt zum Skifahren, da viele Gebiete in der Schweiz und auch in Österreich gut zu erreichen sind (Wildhaus/Toggenburg und Montafon ca. 45 Minuten, Flims/Laax, St. Anton und Ischgl in ca. 1 bis 1,5 Stunden). Ansonsten ist man mit dem Auto oder der Bahn innerhalb von ein bis zwei Stunden in Zürich, Basel oder Luzern und kann die Schweiz bereisen. Es gibt hier wirklich wunderschöne Städte, Berge und Seen – das lohnt sich auf jeden Fall.
Fazit:
Als Ergebnis meines Berichtes möchte ich festhalten, dass ich extrem viel über das Handwerkszeug in der Chirurgie gelernt habe, das gesamte Team war einfach super und auch die Freizeitmöglichkeiten lassen keine Wünsche offen. Wenn man motiviert ist und Lust auf Chirurgie hat, dann stehen einem in Rorschach alle Türen offen. Ich hatte hier eine tolle Zeit und würde sofort wieder für mein chirurgisches Tertial her kommen – das Gesamtpaket stimmt einfach. An dieser Stelle möchte ich mich nochmals bei dem gesamten Team bedanken!
Bewerbung am besten 1,5 bis 2 Jahre vorher, ausführliche Infos findet man auf der Website des Kantonsspitals St. Gallen / Rorschach.
- Unterricht
- Kein Unterricht
- Tätigkeiten
- Patienten aufnehmen
Röntgenbesprechung
Botengänge (Nichtärztl.)
Untersuchungen anmelden
Patienten untersuchen
Chirurgische Wundversorgung
Briefe schreiben
Poliklinik
Eigene Patienten betreuen
Notaufnahme
EKGs
Mitoperieren - Dienstbeginn
- 7:00 bis 8:00 Uhr
- Dienstende
- 17:00 bis 18:00 Uhr
- Studientage
- 1x / Woche frei
- Tätigkeiten
- Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Essen frei/billiger
Mittagessen regelmässig möglich