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PJ-Bericht: Gynäkologie in Kantonsspital Aarau open_in_new (5/2017 bis 9/2017)

Station(en)
Frauenklinik: Gynäkologie und Geburtshilfe
Einsatzbereiche
Diagnostik, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station, OP
Heimatuni
Berlin
comment Kommentar

Ich habe mein Wahltertial Gyn am Kantonsspital Aarau (KSA) absolviert und dort vier Monate als Unterassistentin (UA) gearbeitet. Die Bewerbung verlief äußerst umkompliziert und reibungslos (siehe unten).

Arbeitsalltag:

Angefangen haben wir meist um 7.30h mit dem Rapport, anschließend ging es für die UAs in den OP, um dort zu assistieren. Die Frauenklinik am KSA hat drei OPs, in denen alle wesentlichen gynäkologischen OPs durchgeführt werden. Auf dem OP-Plan ist erkennbar, wann und wo ein UA gebraucht wird. Dementsprechend teilt man sich mit den anderen auf. Die eigentliche Aufgabe im OP ist relativ simple, da man eigentlich immer nur 2. Assistenz ist. Bei einer Laparoskopie die Kamera halten oder nach einer Sectio nähen zu dürfen, sind eher die Ausnahme. Meistens hält man Haken oder drückt nach Manipulator bei Hysterektomien. Das ist auf Dauer dann schon sehr einseitig und langweilig.

Wenn die OP-Assistenzen abgedeckt sind, besteht die weitere Hauptaufgabe der UAs darin, die neuen Patientinnen aufzunehmen. Das sind in der Regel 1-3 Patientinnen pro Tag. Hierbei geht es dann darum, die Anamnese sowie den klinischen Untersuchungsstatus aufzunehmen, zu dokumentieren und dem jeweiligen Stationsarzt zu berichten.

Sind diese beiden Aufgabenfelder für den jeweiligen Tag abgedeckt, kann man sich aussuchen und mit den anderen absprechen, wer wo hingehen möchte. Im Notfall (gyn. Notfallambulanz) kann es sehr abwechslungsreich und spannend sein. Oft darf man selber auch schallen und untersuchen, je nach Zeit und Krankheitsbild. In der eigentlichen Ambulanz sind Patientinnen mit festem Termin, zB. zur Verlaufskontrolle, Schwangerschaftsvorsorge, etc. Da ist es auch interessant, im Laufe der Zeit mal in die verschiedenen Richtungen reinzuschnuppen, zB. Pränataldiagnostik, Urodynamik, Endometriosesprechstunde, Mamma-Sprechstunde, etc. Auch hier gilt, dass man je nach Situation mit untersuchen darf. Ansonsten sitzt man "nur" daneben, ist in der Regel aber auch dabei immer herzlich willkommen. Im Kreissaal kann es hier und da schwieriger sein, bei einer Geburt dabei zu sein. Dies erfordert einiges an Eigenregie und man macht am besten mit dem Kreissaal-Arzt aus, angerufen zu werden, sobald sich eine Geburt ankündigt. Die Hebammen sind manchmal etwas "schwieriger", besonders wenn noch Hebammenschüler da sind, die dann anscheinend Vorrang vor den UAs haben, bei einer Geburt dabei zu sein. Die beste Möglichkeit, Geburten zu sehen, ist tatsächlich, wenn man freiwillig mal ein Wochenende mitläuft. Einfach vorher kurz mit dem Dienstarzt absprechen, ist eigentlich nie ein Problem. Arbeitszeit ist dann von 9-16h und man erlebt alles von Stationsarbeit, Visite, OP, Notfall, bis eben hin zum Kreissaal.

Für ein gearbeitetes Wochenende (Sa+So) bekommt man einen Kompensationstag unter der Woche frei. Grundsätzlich gibt es keinen Studientag, dafür stehen einem 2 freie Tage pro Monat zur Verfügung, die teilweise auch gesammelt und dann für zB. eine ganze Woche aufgespart werden können.

Atmosphäre:

Ich habe mich von Anfang an sehr wohl gefühlt und wurde freundlich und offen von Assistenten, Oberärzten, Chefärzten und der Pflege aufgenommen. Die Atmosphäre im Team ist sehr freundschaftlich, wir haben uns auch nach der Arbeit mal zur Balkonparty zuhause getroffen. Zur Pflege auf Station hatte ich weniger Kontakt. Dafür hat man das OP-Team sehr gut kennengelernt. Wichtig ist hier, wie eigentlich immer, dass man sich ausgiebig vorstellt und offen und ehrlich auch sagt, wenn man etwas nicht kann oder weiß. Das kommt immer besser, besonders im OP. Ich hatte nicht viel OP-Erfahrung, also einfach fragen und man lernt eine Menge! Ansonsten ist das OP-Team wirklich super, ich stehe jetzt immer noch im persönlichen Kontakt ;)

Lerneffekt:

Leider eher gering... nach wenigen Wochen hat man bei jeder OP mal assistiert, danach wird's leider auch langweilig (obwohl ich Gyn machen möchte!). Aber immer nur den Manipulator drücken und Haken halten ist nicht sonderlich spannend. Die Eintritte/Aufnahmen mit Anamnese und Untersuchung sind nach kurzer Zeit auch nicht mehr so geil.

Ab der Hälfte haben wir 1x die Woche eine UA-interne Fortbildung mit einem der Assistenzärzte gemacht, bei der ein UA den anderen einen kleinen Vortrag zu einem selbst ausgesuchten Thema gehalten hat. Das war eigentlich immer ganz gut. Ansonsten gab es einmal die Woche eine generelle Fortbildung für alle (Neugeborenen-Rea am Modell, Spirale einlegen am Computer, Vorträge zu neuen Therapieansätzen, etc.). Außerdem einmal die Woche Journal Club.

Generell haben die Ärzte gerne erklärt, einige von sich aus, andere nur auf Nachfrage.

Sonstiges:

Gewohnt habe ich in einer Personalwohnung, 5min Fußweg vom Krankenhaus entfernt. Im Laufe des Bewerbungsverfahren kann man angeben, ob man ein Zimmer braucht oder nicht. Hat mich etwa 400€/Monat gekostet. Küchenutensilien, etc waren rudimentär vorhanden, ich musste trotzdem vieles mitbringen/besorgen. Aarau an sich ist eine recht kleine Stadt, die Altstadt und der Bereich entlang der Aare sind wirklich schön! Viel los ist dort jedoch nicht... Zürich ist eine halbe Stunde Zugfahrt entfernt, Bern und Basel etwas weiter.

Fazit:

Ich hatte 4 sehr angenehme und ruhige Monate. Ich habe mich sehr wohl gefühlt und habe durchaus eine Menge gelernt. Allerdings saßen wir oft auch 1-2h täglich in der Cafeteria, weil nichts los war oder wir (ehrlicherweise...) keine große Lust auf die Sprechstunde hatten. 4 Monate fand ich für mich persönlich etwas zu lange, weil man im Endeffekt doch sehr wenig selber machen durfte (übrigens auch KEINE einzige Blutentnahme oder Braunüle...). Dafür war es eben entspannter und ich hab den Sommer ganz nett in der Schweiz verbracht ;)

Bewerbung

Ich habe mich 2 Jahre im Voraus per Mail an die Sekretärinnen der Frauenklinik am Kantonsspital Aarau gewendet. Eine normale Bewerbung als PDF-Datei hat ausgereicht. Von da an lief alles meist per Mail, äußerst unkompliziert. Rückmeldungen kamen innerhalb weniger Tage.

Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Untersuchungen anmelden
Patienten untersuchen
Briefe schreiben
Patienten aufnehmen
Mitoperieren
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei/billiger
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
1300-1500

grade Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
1
Unterricht
3
Betreuung
3
Freizeit
3
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
2