Medizinstudent:innen helfen Medizinstudent:innen.

Ich bin mit niedrigen Erwartungen an die Chirurgie ins Tertial gestartet und wurde sehr positiv überrascht!

Positiv:

- Ansehen als PJler:

Dadurch, dass es so eine kleine Klinik ist und meistens nur eine Handvoll anderer PJler gleichzeitig im Haus ist, ist man bei allen bekannt und gerne gesehen. Ich wurde immer dazu gerufen, wenn es etwas Interessantes im OP zu sehen gab, gelegentlich sogar auch aus der Inneren/ Anästhesie.

- Pflichten als PJler

Blutabnahme war keine Pflicht, auch wenn es das Pflegepersonal ab und zu so dargestellt hat. Der Chef und die Oberärzte haben es immer begrüßt, wenn man stattdessen bei der Visite mitgekommen ist.

Außerdem hatte ich ein Mitspracherecht, ob und in welche OPs ich eingeteilt wurde. Auch wenn oft Personalmangel herrschte, wurde mein Wunsch in den allermeisten Fällen berücksichtigt.

- Das Team: alle waren durchweg nett zu mir und die Hierarchien sind flach, sodass man auch viel Kontakt zu den Oberärzten und zum Chefarzt hat, welche allesamt interessiert daran sind, einem etwas beizubringen.

-Stimmung und Tätigkeiten im OP

Das ist eigentlich der allerbeste Punkt. Noch nie habe ich mich im OP so wohl gefühlt. Nachfragen war während der Operationen nie ein Problem, sondern eher gerne gesehen und oft erklärten die Ärzte auch von sich aus schon einiges. Der Kontakt zur OP-Pflege war meistens sehr nett und angenehm, auch wenn es natürlich wie überall auch da Ausnahmen gab. Am Ende durfte man eigentlich immer knoten und zunähen, und auch während der OP durfte ich oft mal einen Schnitt machen/ einen Clip setzen etc.

- Unterricht

Jeden Mittwoch Nachmittag gab es 2 Unterrichtsstunden, 1 Stunde Innere und die zweite Stunde jeweils abwechselnd eine Woche Chirurgie, eine Woche Anästhesie. Die Dozenten waren bemüht einem etwas beizubringen und man konnte Themenwünsche äußern.

Außerdem hat der Chef der Chirurgie (Dr. Hahn) seit kurzem ein Laparaskopie-Übungsset, an welchem auch die Studenten üben dürfen und das richtig Spaß macht!

-Gehalt und Verpflegung

Es gab 500 Euro pro Monat und freies Essen in der Mensa, auch frühstücken war umsonst. Schön war auch, dass auf die Mittagspause von allen Wert gelegt wurde!

Negativ:

- Keine Betreuung: Auf diese Weise war man zwar sehr frei und konnte das machen worauf man Lust hatte, aber mir wäre es lieber gewesen einem Arzt zugeordnet zu sein, der einem Feedback gibt und einem den Stationsalltag näher bringt. Nichts desto trotz waren alle Ärzte nett und erklärten auf Nachfrage auch bereitwillig.

- Vorlesungstag in Göppingen

Jeden Donnerstag werden in Göppingen, dem großen (und nicht sehr beliebten) Bruder von Geislingen ganztags Vorlesungen angeboten. Zu diesen kann man theoretisch hinfahren, man braucht allerdings ein Auto und es war oft frustan, weil viele Vorlesungen spontan ausfielen. In meiner letzten Woche wurde eine Videoübertragung eingerichtet, wenn diese nun zuverlässig funktioniert, wäre das eine sehr gute Sache.

-Die Visite sowie die morgendliche Röntgenbesprechung waren nicht sehr lehrreich und letztere relativ chaotisch

Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich sehr gerne in der Geislinger Chirurgie war und jedem, der ein lehrreiches, nettes und gleichzeitig entspanntes Tertial haben möchte, Geislingen nur empfehlen kann!