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PJ-Bericht: Allgemeinchirurgie in CHU Amiens open_in_new (6/2017 bis 8/2017)

Station(en)
2 Stationen 2, OG Neubau, Halle 1
Einsatzbereiche
OP, Station
Heimatuni
Mainz
comment Kommentar

Im Großen und Ganzen habe ich in etwas abgespeckter Version die Aufgaben mitgemacht, die französische Studenten auch gemacht haben. Am ersten Tag fand die Einführung durch eine erfahrenere Assistenzärztin statt. Sie erklärte mir den täglichen Ablauf, zeigte mir die Räumlichkeiten, stellte mich allen vor. Während meines Praktikums waren immer mindestens 6 weitere französische Studenten anwesend. Die französischen Studenten arbeiten für jeweils 2 Monate je Abteilung mit. Pro OP-Tag musste je OP-Saal ein Student bereitstehen um bei der OP als 2. bzw. 3. Assistenz mitzuhelfen („Haken halten, Nähen etc.“). Pro Stationsflur musste zusätzlich jeweils mindestens ein Student auf Station bleiben um die Dokumentation der Patienten zu pflegen (klinische Untersuchung, Labor- und Bildgebungsergebnisse, Anordnungen, Konsil). Auf Anweisung der Assistenzärzte mussten die Studenten Untersuchungen telefonisch/ per Fax anmelden sowie Formulare ausfüllen (Krankenschein). Die Tage auf Station waren weniger lang, aber dafür manchmal auch weniger spannend. Im Großen und Ganzen habe ich mich nicht über- oder unterfordert gefühlt. Die einzigen Situationen in denen ich mich überfordert fühlte waren im OP, wenn es manchmal sehr schnell gehen musste und die akustischen Bedingungen nicht ganz perfekt waren bzw. unterfordert: im August ist wirklich nichts los. Alle (Patienten, Mitarbeiter) haben Urlaub, es gibt fast nichts zu tun, so dass man zum Teil die Zeit wirklich absitzt. Alle Mitarbeiter waren sehr hilfsbereit. Im Verlauf gab es wöchentlich kleine Besprechungen, in denen besprochen wurde, wie die letzte Woche verlief, was ich gerne sehen würde etc. Es gab jedoch kein offizielles Abschlussgespräch, was letztendlich jedoch nicht nötig war.

Ich hatte seit der 10. Klasse keine Französisch mehr, ich finde, dass das jedoch kein Hindernis für ein PJ-Tertial in Frankreich ist. Natürlich habe ich vor dem Tertial versucht panisch meine alten Französischbücher durchzuarbeiten/ -blättern und Filme auf Französisch zu gucken. Letztendlich waren vor Ort alle sehr geduldig und man wird schnell besser. Letztendlich hatte ich im Ferienmonat August meist so früh Schluss, dass ich genug Zeit hatte meine Sprachkenntnisse zu vertiefen. Sehr hilfreich finde ich das Buch „Französisch für Mediziner“, so dass man schon Mal ganz gut der Visite oder Sprechstunde folgen kann. Meine Sprachkenntnisse sind in der Zeit definitiv besser geworden auch wenn in der Chirurgie/ im OP nicht allzu viel gesprochen wird. Ein Aufenthalt im Krankenhaus ist nicht zu Vergleichen mit einem Aufenthalt in einer Sprachschule, aber, wenn man für Letzteres keine Zeit/ Geld hat, ist ein Auslandstertial eine gute Alternative. Meine sozialen Kontakte bestanden hauptsächlich aus dem Kontakt mit den französischen Studenten, die zur gleichen Zeit Praktikum in der Abdominalchirurgie gemacht haben und meine Nachbarn in meinem Haus (auch Studenten).

Für mein sprachliches Niveau und meine chirurgischen Kenntnisse bis dato waren 8 Wochen Chirurgie genau richtig. Bis dahin konnte man bei allen OPs mindestens einmal aktiv mitmachen, die Kenntnisse in der Stationsarbeit vertiefen und an der Sprechstunde teilnehmen. Möchte man ein ganzes Tertial in Frankreich verbringen, würde ich auf jeden Fall mir noch andere Abteilungen anschauen. Laut der anderen Studeneten sei die Plastische Chirurgie sehr beliebt wegen der guten Betreeuung, abgeraten wurden einem von Unfallchirurgie.

Hilfreiche Websites:

- Amiens (eine sehr studentische Stadt, die unheimlich viel zu bieten hat): http://de.france.fr/de/sehenswert/amiens

- Picardie (am Wochenende kann man sehr schöne Ausflüge machen und bis zum Meer ist es nicht weit): http://www.picardietourisme.com/de/

- Wikipedia Medizinische Abkürzungen (Franzosen lieben Abkürzungen): https://fr.wikipedia.org/wiki/Liste_d%27abr%C3%A9viations_en_m%C3%A9decine

- „Französisch für Mediziner“, Autor: Balzer, F.; Duttlinger, A.; Haisch, L., ISBN-10: 3437412779 - Viele gute Redewendungen besonders für die Anamnese, körperliche Untersuchung in verschiedenen Disziplinen, Vorschläge für Bewerbungsschreiben:

- Crous Amiens: https://www.crous-amiens.fr/ (Studentenwerk der Uni)

Zusammengefasst: Ich habe viele spannende OPs und Krankheitsbilder gesehen. Ich durfte kleine Sachen im OP machen z. B. Nähen. Im Stationsalltag konnte ich meine Kenntnisse in der Dokumentation Ergebnissen vertiefen. Gleichzeitig hatte ich genug Zeit Chirurgie und Französisch zu lernen. Privat konnte ich mein Französisch verbessern und habe Amiens und die wunderschöne Picardie kennengelernt, die ich vorher nicht kannte. Es bot für mich die richtige Mischung aus praktischem Lernen, Zeit für Eigenstudium und Freizeit. Ich denke, dass die Abdominalchirurgie der CHU Amiens sehr offen gegenüber weiteren Praktikumsanfragen aus Deutschland ist. Zur gleichen Zeit waren immer mindestens zwei ausländische Studenten aus Haiti da.

Bewerbung

Ich habe nach Erfahrungsberichten in PJ Foren für Frankreich gesucht. Amiens schnitt ganz ordentlich ab. Letztendlich waren Faktoren wie Entfernung zwischen meiner Heimatstadt und Amiens (ich hatte wegen Tertialsplitting nur ein Wochenende um nach Amiens umzuziehen) ausschlaggebend. Mir haben Caen und Rouen ebenfalls gefallen und dort habe ich auf meine Anfragen nach etwas längerer Zeit auch eine Antwort bekommen. Die Praktikumssuche ist insgesamt nicht so schwer, da man leicht die Internetadressen findet und einige Unis auf Ihren Seiten Informationen zur Bewerbung geben.

Ich habe eine E-Mail mit Bewerbungsschreiben, Lebenslauf und Empfehlungsschreiben des Dekanats der Universitätsmedizin an den Chef der Abdominalchirurgie der CHU Amiens Prof. Jean-Marc Regimbeau geschickt (Initiativbewerbung). Nach ungefähr einer Woche sagte er mir zu. Ein Auswahlgespräch war nicht nötig. Von da an lief die weitere Korrespondenz über Patricia Leggeri (s. o. Mails). Neben einem Personalbogen, den ich ausfüllen musste, brauchte sie eine Geburtsurkunde (online zu bestellen bei der Stadt in der man geboren ist) sowie den Nachweis, dass eine Auslandskrankenversicherung (s. Versicherung) für den Zeitraum besteht.

Man sollte sehr viel Zeit einplanen. Es dauert unglaublich lange bis man alle nötigen Unterlagen und Unterschriften in Deutschland und dem Ausland zusammen hat. Sollte man auf Mails keine Antwort bekommen, funktioniert in Frankreich immer sehr gut ein „Einschreiben-Rückschein“ um möglichst schnell eine Antwort zu bekommen.

Hier die wichtigsten Ansprechpartner:

1.) Leiterin des Auslandsbüros: Leggeri.Patricia@chu-amiens.fr (über Sie läuft der ganze Verwaltungskram)

2.) Leiterin der “Erasmus+”-Büros: rachel.desailloud@u-picardie.fr (sie organisiert alles, was mit Erasmusförderung zu tun hat)

3.) Chefarzt der Abdominalchurgie der CHU Amiens: Regimbeau.Jean-Marc@chu-amiens.fr (über ihn lief der Erstkontakt)

4.) Stellvertreter von Prof. Regimbeau, Dr. Sabbagh kümmert sich um alle studentenischen Angelegenheiten, meist natürlich für die französischen Studenten. Er ist sehr nett und hilfsbereit, ggf. kann man ihn einfach direkt anschreiben: sabbagh.charles@chu-amiens.fr

Die Wohnungssuche über das Studentenwerk CROUS der Université Jules Vernes Amiens Picardie hätte in meinem Fall zu lange gedauert, da eine Reihe von Dokumenten einzureichen sind. Ferner hätte das Wohnheim nicht den ganzen Zeitraum abgedeckt, so dass ich sowieso eine zweite Unterkunft gebraucht hätte. So habe ich ein kleines Zimmer über Airbnb gefunden. Es lag in einem studentischen Viertel neben dem Bahnhof und nur wenige Schritte von der Innenstadt entfernt.

Telefon: Ich habe meine Telefonnummer aus dem deutschen Vertrag weiter genutzt.

Internetanschluss: Ich habe eine mobile Internetbox für den Zeitraum gemietet. Es war nicht ganz billig, dass Datenvolumen war aber mehr als ausreichend und die Netzabdeckung sehr gut. Das Paket habe ich bei der Post abgeholt. Dort kam es dann zwar kurzzeitig zur Verwirrung, da mir das Unternehmen nicht die Paketnummer geschickt hatte, dies ließ sich jedoch mit einem Anruf sehr schnell lösen. https://www.travel-wifi.com/

Ein französisches Bankkonto war nicht nötig für den kurzen Zeitraum, zumal das Tertial unentgeltlich war.

Essen: Das französische Essen ist Frankreich ist deutlich teurer als ins Deutschland. Für das gleiche Geld wie in Deutschland, schiebt man einen halb leeren Einkaufswagen zur Kasse.

Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Bildgebung
Fallbesprechung
Tätigkeiten
EKGs
Rehas anmelden
Mitoperieren
Botengänge (Nichtärztl.)
Untersuchungen anmelden
Patienten aufnehmen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt

grade Noten

Team/Station
3
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
2
Unterricht
3
Betreuung
3
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
2