Medizinstudent:innen helfen Medizinstudent:innen.

Ist cool, wenn man mal nach Äthiopien will und mal seinen medizinischen Horizont erweitern will. Sehr lehrreich ist es allerdings nicht, viel darf man auch nicht machen. Obwohl in Äthiopien absoluter Ärztemangel ist, tummeln sich die Ärzte alle in Addis und dann sowieso noch krasser im Black Lion. Deshalb stehen 5-7 Leute steril am OP-Tisch und man darf dann über die Schultern beobachten. In der Ortho ist es nicht ganz so schlimm, wenn man den Ärzten genug Interesse zeigt, darf man mal 2. Assistenz machen und mit genug Persistenz bestimmt auch 1. Assistenz. Grundsätzlich sind alle super nett und aufmerksam und laden einen zum Kaffee ein (superlecker, Kaffee kommt ja schließlich auch aus Äthiopien). Etwas ein Hindernis bei Kommunikation mit Patienten und auch einigen Ärzten ist die Sprache, Amharisch ist die Hauptsprache (neben ca. 80 weiteren Sprachen). Medizinische Sprache ist Englisch, deshalb versteht man so gut wie alles bei den OPs, Frühbesprechungen, Visiten, Fortbildungen etc. Unterkunft wird vom Black Lion nicht gestellt, Mittagessen gibt es (nur so semi-lecker) bei den OP-Aufenthaltsräumen umsonst, sonst gibt es kleinere, bessere Restaurants in der Nähe des Krankenhauses - da kann man mal mit Kollegen zusammen hingehen. Für die Station sind hauptsächlich die äthiopischen PJ-ler zuständig, bei denen kann man sich natürlich gerne einklinken und eigene Patienten übernehmen, ist aber wegen der Sprache nicht ganz so einfach. Man hat keine direkte Bezugsperson und das Krankenhaus ist ziemlich groß und unübersichtlich, wenn man also mal für einen oder ein paar "Studientage" fehlt, merkt das eigentlich keiner. Ich hab das genutzt um mir ein paar andere Krankenhäuser noch anzuschauen - Cure-Hospital und Hamlin-Fistula-Hospital sind sehr lehrreich und im Ghandi-Hospital darf man bei Sectios erste Assistenz machen wenn man fragt (einfach eine Email hinschreiben oder einfach mal hingehen). Auch Addis ist eine riesige, chaotische Stadt, ich würde eher nicht alleine hingehen, wenn man dort niemanden kennt. Aber Äthiopien ist ein wunderschönes, wahnsinnig spannendes Land mit unglaublich wunderbaren Leuten. Für mich hat es sich gelohnt - aber eher wegen des Landes und weniger wegen der Medizin.