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PJ-Bericht: Psychiatrie in Klinik Beverin (3/2019 bis 6/2019)
- Station(en)
- Offene Akutpsychiatrie
- Einsatzbereiche
- Station
- Heimatuni
- Berlin
Ich habe mich entschieden, mein vier-monatiges Wahltertial im Fachbereich Psychiatrie bei den psychiatrischen Diensten Graubünden – Klinik Beverin zu absolvieren und kann diese Klinik guten Gewissens empfehlen. All jenen, die Lust auf selbstständiges und eigenverantwortliches Arbeiten haben, sind hier bestens aufgehoben.
Ich habe die Zeit meines Aufenthaltes auf der offenen Akutstation Murmenda verbracht und mich dort die meiste Zeit sehr gut aufgehoben gefühlt. Da ich nicht genau am Einführungstag ankam, welcher einmal im Monat stattfindet, wurde ich eher im Learning-by-doing Prozess in den Stationsalltag eingeführt. Ich bekam einen eigenen Arbeitsplatz, mein Telefon, meinen Schlüssel und meine Zugangskarte. Dank des sehr freundlichen und hilfsbereiten Personals gelingt es einem recht schnell sich in den Stationsalltag einzuleben. Einem werden schnell Aufgaben anvertraut, die man dann selbstständig durchführen darf. So konnte ich schon nach kurzer Zeit selbstständig Patienten betreuen, Gespräche führen, Gruppen leiten, Aufnahmen durchführen, Medikamente planen und verordnen, körperliche Untersuchungen durchführen, Konsile organisieren und noch vieles mehr. Alles natürlich in Rücksprache mit den Psychologen, den anderen Assistenzärzten und natürlich dem eigenen Oberarzt. Obwohl man sehr eigenverantwortlich arbeitet, hat man immer das Gefühl, sich bei Fragen oder Unsicherheiten an einen Vorgesetz wenden zu können. Als der Einführungstag dann kam, war ich eigentlich schon gut eingearbeitet. Man kann viel von seinen Kollegen lernen und wird stets gut in seiner Arbeit unterstützt. Die Pflege war auf meiner Station sehr freundlichen und hilfsbereit und es war wirklich eine gute Zusammenarbeit.
Organisatorische Aspekte: Ich habe mich circa 2 Jahren im Voraus beworben, ich glaube jedoch, dass auch deutlich kurzfristiger Bewerbungen möglich sind. Hier freut man sich immer über neue Unterassistenten. Die Bewerbung läuft über die Sekretärin des Ärztlichen Direktors. Man wohnt im Personalhaus, welches sich direkt auf dem Gelände befindet. Die Miete unterscheidet sich ein wenig, je nach Zimmer; bei mir waren es um die 300 CHF/Monat + 175 CHF Endreinigung. Das Mittagessen, welches man in der hauseigenen (und guten) Mensa essen kann, kostet in etwa 12 CHF/Tag. Das Gehalt beträgt 1400 CHF und reicht, dass man am Ende mit plus/minus 0 rauskommt. Es ist bekannt, dass die Schweiz teuer ist, man kommt aber insgesamt noch gut über die Runden. Die Wochenarbeitszeit beträgt 43 Stunden und wird per digitaler Stempelkarte erfasst. Überstunden werden damit genau erfasst und können somit auf Wunsch hin auch wieder kompensiert werden. Es gibt keinen Studientag aber circa 2 Tage Urlaub/Monat. Man ist regulär für jeden Tag eingeteilt. Bei speziellen Wünschen, wie z.B. freien Tagen oder Kompensation, wird einem, je nach personeller Situation, entgegengekommen. Dienstbeginn ist zwischen 7:30 und 8:30 Uhr, je nach Wochentag. Dienstende ist meist gegen 17:00 - 18:00 Uhr.
Nun zum Tagesablauf. Dienstbeginn ist Montag um 7:45 Uhr zum Wochenendrapport, mittwochs um 7:30 Uhr zum Journal Club, sonst gibt es Gleitzeit. Der Rapport auf meiner Station begann um 8:30 und ging, je nach Situation auf Station, auch mal bis 9:30. Der restliche Tag füllte sich mit Gespräche, Psychoedukationsgruppen, Dokumentation, Eintritten, körperlichen Untersuchungen, EKGs schreiben und auswerten, Telefonate, Aktenstudium usw. Es gab somit keinen starren Alltag sondern nur einige feste Termine um die man seinen Tag planen konnte. Schon nach kurzer Zeit konnte man praktisch „wie eine Assistenzarzt“ arbeiten. Die Hierarchien sind ziemlich flach und es bestand weitgehend ein tolles Betriebsklima, sodass die Arbeit die meiste Zeit viel Spaß gemacht hat.
Fortbildung und Unterricht: Einmal in der Woche gab es eine Fortbildung zu verschiedenen Themen (z. T. Vorlesungen der Uni Zürich, POL-Kurse, dezentrale Kurse usw.), die man besuchen konnte. Jeden 2. Dienstag fand eine Balintgruppe statt. Auch sonst gab es immer mal wieder Fortbildungen, welche man, nach Rücksprache mit dem Oberarzt, teilnehmen konnte. Es gab ansonsten keinen speziellen Unterricht für Unterassistenten. Eine regelmäßige Teilnahme an diesem Format war i.d.R. möglich. Man musste sich aber mit den restlichen Personen auf Station absprechen, damit die anstehende Arbeit erledigt wurde. Des Weiteren konnte ich, auf Anfrage, zwei Tage auf der Suchtstation, der geschlossene Akutstation und der forensische Station hospitieren. Somit bekam man einen guten Überblick über das Fach Psychiatrie.
Nun noch etwas zum Ort Cazis. Die Klinik Beverin liegt in einem schönen, sonnigen Tal im Grünen. Es ist wirklich ein sehr schönes Klinikgelände. Cazis ist ein wirklich echtes Dorf-Dorf, die Klinik liegt in einem parkartigen Gelände daneben. Man ist gut per Bus oder Zug an die Nachbarorte angeschlossen, ich würde jedoch empfehlen, mit dem eigenen Auto anzureisen. Die nächstgrößere Stadt ist Thusis. Hier gibt es alles, was man zum täglichen Leben braucht. Kulturell um vom Unterhaltungsangebot etwas reichhaltiger, ist die Kantonshauptstadt Chur. Hier gibt es Kinos, Bar, Restaurants, Bowling usw. Ansonsten ist jedoch die Natur ringsherum wunderbar und das eigentlich Highlight. Sie lädt zum Wandern, Skifahren und im naheliegenden Tessin auch zum Baden ein. Mir war nicht einen Tag langweilig hier.
Dann noch etwas zur Sprache und zum Standing von Deutschen in der Schweiz. Es hat sich wohl herumgesprochen, dass Schweizerdeutsch nicht einfach nur Hochdeutsch mit Akzent ist. Man muss sich also z. T. wirklich erst einmal einhören und manche Patienten (auch z. T. auch Kollegen) habe ich bis zuletzt nicht immer verstanden. Hier hilft nur offenes Nachfragen, sowohl bei Patienten als auch bei Kollegen. Dann das Vorurteil, die Schweizer würden keine Deutschen mögen. Mir ist das tatsächlich nicht begegnet, ich habe mich gut in den sozialen Kreis einfügen können und habe tolle Erfahrungen gemacht. Außerdem gibt es tatsächliche viele deutsche, österreichische, ungarische, tschechische und rumänische Kollegen und Kolleginnen, sodass man hier sowieso sehr international arbeitet.
Also alles in allem war es ein wirklich tolles, arbeits- und lehrreiches Tertial. Ich bereue es nicht hierhergekommen zu sein.
2 Jahre.
- Unterricht
- 1x / Woche
- Inhalte
- Sonst. Fortbildung
Fallbesprechung
Patientenvorstellung - Tätigkeiten
- Untersuchungen anmelden
EKGs
Patienten aufnehmen
Briefe schreiben
Patienten untersuchen
Eigene Patienten betreuen - Dienstbeginn
- 7:00 bis 8:00 Uhr
- Dienstende
- 17:00 bis 18:00 Uhr
- Studientage
- Gar nicht
- Tätigkeiten
- Unterkunft gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Mittagessen regelmässig möglich
Essen frei/billiger - Gehalt in EUR
- 1250