Medizinstudent:innen helfen Medizinstudent:innen.

Zu Beginn meines Tertials bei den Geislinger Anästhesisten wurde ich sehr herzlich willkommen geheißen und schnell in das kleine Team integriert. Sowohl unter den Ärzten als auch mit dem Pflegepersonal herrscht ein herzliches und respektvolles Miteinander, so dass ich mich jeden Morgen auf den bevorstehenden Arbeitstag freute.

Dazu kommt das große Interesse aller, dem PJler etwas (sinnvolles!) beizubringen. So durfte ich zum Beispiel von Tag 1 an intubieren und erhielt stets hilfreiche Tips und Tricks mit auf den Weg , so dass mir das Tubus "reindaddeln" mit der Zeit immer leichter viel. Auch darf man schon nach kurzer Zeit die einfachen Narkosen alleine führen, ohne dabei alleine gelassen zu werden. Da ich ohne jegliche Anästhesie-Vorerfahrung in dieses Tertial startete, nahmen sich alle sehr viel Zeit dafür, mir alle Einzelheiten der Narkose zu erklären. Besonders habe ich es geschätzt, dass ich stets ermutigt wurde, wenn mal etwas nicht so gut klappte, woraus sich für mich eine sehr positive Lernatmosphäre entwickelte.

In Geislingen laufen in der Regel zwischen 2 und 3 Säle mit unfallchirurgischen und allgemeinchirurgischen Eingriffen (viele TEPs, Leistenhernien, Gallen, proktologische Eingriffe und Gedärme). Größere Eingriffe bzw. manche Fachrichtungen (Gyn, Uro usw) wird man hier nicht sehen. Dafür kommt man öfters mal in den Genuss einer RSI, darf sich ab und zu mal an einer Arterie versuchen und lernt, NFKs (N. Femoralis-Kathether) zu legen. Mit etwas Glück schaut der HNO-Belegarzt mal vorbei, sodass man auch lernt, Kinder zu bebeuteln.

In der Regel ist man in der Abteilung der oder die einzige Student/in, was einem die Freiheit gibt, zwischen den Sälen hin und her zu wechseln. Oder man bleibt einfach mal sitzen und erhält in entspanntester Atmosphäre einen 1a-PJ-Unterricht in 1-zu-1-Betreuung. Ansonsten gibt es auch die Möglichkeit, den Studentenunterricht in Göppingen zu besuchen (jeden Donnerstag von 8..30 -17.00 , verschiedene Fachrichtungen).

Falls man größeres Interesse an der Intensivmedizin hegt, kann man für ca. 2-3 Wochen auf die Isi nachGöppingen. Dieser Austausch kam bei mir Corona-bedingt leider nicht zustande. Meine Vor-Pjler schienen aber ganz zufrieden mit diesem Angebot.

Kurz und gut, das Anästhesie-Tertial in der Helfenstein Klinik Geislingen ist ein absoluter Glücksgriff und mehr als empfehlenswert.

Egal, ob man vorhat, selbst Anästhesist(in) zu werden oder einfach mal in dieses äußerst nützliche Fach reinschnuppern will, erhält man hier eine fundierte Ausbildung mit einer sehr steilen Lernkurve. Aber Achtung! Es besteht ein gewisses Risiko, dass Zweifel an der bisherigen Berufswahl aufkommen und man sich plötzlich ausmalt, einfach dort in der Anästhesie zu bleiben.