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PJ-Bericht: Innere in Hopital Neuchatelois La-Chaux-de-Fonds open_in_new (3/2020 bis 6/2020)

Station(en)
Médecine A & B, Policlinic générale
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station
Heimatuni
Nicht angegeben
comment Kommentar

La Chaux-de Fonds ist die viertgrößte Stadt der Romandie mit knapp 40000 Einwohnern. Sie hat einen ganz netten Stadtkern mit ein paar Bars und Geschäften. Unweit davon kann man sich in den Wäldern und Bergen sportlich austoben. Auch die Bahnverbindungen in die anderen Städte der Gegend sind gut. Das Krankenhaus wurde nach einer Volksabstimmung zwar beibehalten, doch die finanziellen Möglichkeiten für Investitionen in die Infrastruktur sind sehr begrenzt (die Stadt ist hoch verschuldet), weshalb das Gebäude selbst wie ein Relikt aus einer anderen Zeit erscheint. Im Prinzip besteht das Krankenhaus aus der Inneren Medizin und ein paar Konsilärzten anderer Fachabteilungen. Die Tätigkeitsbereiche der Inneren Medizin stellen im Wesentlichen die zwei Innere-Stationen Médicine A und B, die Notaufnahme, eine IMC-Station (keine beatmeten Patienten) und die Poliklinik dar. Die Chirurgie selbst hat nur eine Station und der Großteil der Operationen findet nicht mehr hier sondern in Neuchâtel statt. Die ZNA wird von der Inneren Medizin und der Chirurgie betreut. Es gibt kein Herzkatheterlabor, Coro-Patienten werden genauso wie Schlaganfall-Pat. direkt ans Inselspital nach Bern verlegt.

Eine normale Woche verläuft folgendermaßen:

Der Tag beginnt um 8h mit dem Frühbesprechung, danach folgt um 8.45h ein sogenannter „Checkpoint“ auf Station, der dazu dient, Entlassungen bzw. Verlegungen zu planen. Um 9.30h startet dann die Morgenvisite, die normalerweise bis kurz vor 12h dauert. Nach dem Mittagessen gibt es fast täglich um 13h eine Fortbildung, um 14h folgt dann die Radiologie-Besprechung. Das reguläre Dienstende ist dann um 18h. Einmal pro Woche findet mit dem Chef eine Fortbildung für die Studenten statt. Freitags endet der Tag bereits um 17h mit der Übergabe an den Wochenenddienst. Als Student ist man von (Pikett-)Diensten befreit, d. h. man hat grundsätzlich am Wochenende frei. Das Essen in der Kantine ist meistens sehr gut, es gibt zwei Tagesgerichte (ab 10,50 CHF), die für Schweizer Verhältnisse relativ günstig sind.

Zwischen Mitte März und Mitte Mai fanden aus Gründen der Corona-Epidemie keine Fortbildungen und keine Röntgen-Besprechungen statt. Der Studentenunterricht war davon aber nicht betroffen, er fand trotzdem einmal pro Woche statt.

Als PJ-Student bzw. „stagiaire“ bekommt man am ersten Tag ein Telefon und wird nach und nach in den Stationsalltag integriert. Unter Aufsicht darf man auch Punktionen durchführen (z. B. Pleura- oder Aszites-Punktionen, Knochenmarksbiopsien). Aufgrund der Pandemie wurden die Studenten in Assistenzarztfunktion („assistant remplaçant“) mit entsprechendem Gehalt eingesetzt, wodurch wir dann die Visite eigenständig mit den Schwestern gemacht haben, um danach die Fälle mit den Oberärzten zu besprechen („contre-visite“). Wie schon im anderen Bericht erläutert, haben wir dann alles für die Patienten organisiert (Untersuchungen, Konsile). Dadurch lernt man schnell viel, allerdings hat man je nach Patientenaufkommen auch Mühen, hinterherzukommen. Ich habe bis zu 10 Patienten allein betreut und war fortan oft von 8-20h in der Klinik. Das Überbringen schlechter Neuigkeiten und das Betreuen von palliativen Patienten am Lebensende gehörten dabei auch zu den Aufgaben (gerade auch auf der Médicine B).

Gerade mit den zu Beginn noch täglich stattfinden Fortbildungen, die mehr oder weniger relevant waren, ist der Zeitverlust dadurch nicht zu unterschätzen, weshalb auch gerade die jüngeren Assistenten oftmals länger als bis 18h geblieben sind, um Briefe zu schreiben oder auch die digitalen Patientenakten (echt vorteilhaft!) zu aktualisieren. Trotz der digitalen Vorgehensweise gibt es aber noch viele Formulare in Papierform auszufüllen und die Terminabsprache bedarf auch bei Untersuchungen trotzdem noch oftmals mindestens eines telefonischen Anrufs. Viele Tätigkeiten ähneln eher den Aufgaben eines Sekretärs.

Die Stimmung unter den Assistenten ist gut und sie haben auch immer ein offenes Ohr, falls es Fragen oder Probleme bei der Betreuung der eigenen Patienten gibt. Auch der Chef ist ein bodenständiger und auch gerade den Studenten gegenüber stets freundlicher, interessierter und loyaler Arzt, dem viel an der Ausbildung liegt. Der Großteil seines Studentenunterrichts ist interessant – gerade auch die Anekdoten.

Die Zusammenarbeit mit den Oberärzten hingegen war leider eher wechselnder Natur. Von teilweise geduldig und freundlich bis hin zu ungeduldig und desinteressiert war alles dabei. Je nachdem wurden dann die Konflikte zwischen den Oberärzten leider auf den Schultern der Assistenten und Studenten ausgetragen. Je nach OA konnten Diagnostik und Therapie von heute auf morgen komplett wechseln bzw. musste sich dann der Assistent für das Vorgehen des anderen Kaderarztes rechtfertigen. Das hat mich persönlich zusehends genervt. Insgesamt bekommt man auf jeden Fall ein recht realistisches Bild von der Arbeit eines Assistenzarztes in der Inneren Medizin mit seinen positiven und negativen Seiten.

Die meisten Konsilärzte hingegen waren sehr freundlich und geduldig – gerade auch am Telefon. Auch die Schwestern auf Station waren in der überwiegenden Mehrheit sehr freundlich und stets hilfsbereit, wenn man mal nicht mehr weiter wusste bzw. sich irgendein Missgeschick geleistet hatte.

Die sprachlichen Herausforderungen als Nicht-Muttersprachler sind am Anfang gerade auch aufgrund des umfangreichen medizinischen Vokabulars nicht zu unterschätzen. Ein Wörterbuch („Französisch für Mediziner“ o. ä.) ist hierbei wärmstens zu empfehlen, um gerade auch die Abkürzungen nachvollziehen zu können. Mit sehr wenigen Ausnahmen spricht keiner der Ärzte gut Deutsch, alles findet auf Französisch statt. Mancher Patient versteht jedoch besser Deutsch als Französisch, wodurch man ab und zu in die Lage kommt, als eine Art Dolmetscher zu fungieren. Auch bei Arztbriefen aus dem Inselspital oder der anderen deutschsprachigen Schweiz wird Hilfe gerne gesehen. Ich selbst habe Französisch in der Schule gelernt und danach ein Jahr lang in Frankreich gelebt. Dennoch war der Anfang schon sehr herausfordernd, man kommt aber auch schnell rein. Gerade auch was das Thema Arztbriefe angeht, hat man die Floskeln schnell adaptiert.

Das Krankenhaus selbst verfügt nicht mehr über ein eigenes Personalwohnheim, wodurch man sich anderswo unterkommen muss. Obwohl La Chaux-de-Fonds keine große Stadt ist, sind die Mieten dennoch sehr hoch. Glücklicherweise konnte ich im Maison des Jeunes unterkommen, dort gibt es einfache, aber funktionale Einzelzimmer ab 500 CHF monatl. (Frühstück inbegriffen). Es besteht auch die Möglichkeit, mittags und abends warm zu essen (10 CHF pro Gericht). Es stehen zudem ein recht gutes WLAN, ein Gemeinschaftsraum, ein Sportkeller (Laufband, etc.) sowie eine Kaffeemaschine zur freien Verfügung. Ich habe mich hier wohlgefühlt, auch wenn das Gebäude schon sehr hellhörig ist und man daher auch nicht so geräuschempfindlich sein sollte.

Die Organisation aller PJ-Plätze in der französischen Schweiz erfolgt zentral über die Universitäten Lausanne und Genf. Ich habe mich über die Uni Genf beworben und trotz vielen Papierkrams verlief das Ganze recht unkompliziert (Verwaltungsgebühr: 300 CHF). La Chaux-de-Fonds war mein 4. Wunsch, die Plätze scheinen daher schon recht limitiert zu sein, gerade wenn man nicht an die Universitätskrankenhäuser will. Dadurch, dass man mind. 3 Monate Praktikum belegen muss, ist ein halbes Tertial nicht möglich.

Fazit:

Man darf und muss hier viel selbstständig machen, wodurch man schon auch etwas lernt. Ab und zu gibt es auch mal einen interessanten Fall, der zum Nachdenken anregt. Oftmals ist man aber mit Sekretäraufgaben bei nicht zu unterschätzender Arbeitsbelastung betraut. Auf jeden Fall bekommt man ein realistisches Bild eines (Schweizer) Assistenzarztes in der Inneren Medizin mit 50+ Wochenstunden. Ich bin froh, diese Erfahrung auch für mein weiteres Leben gemacht zu haben, allerdings wären das Fachgebiet sowie das Schweizer Arbeitsvolumen und -verständnis nicht meine erste Wahl. Durch die Rotationen während der Facharztausbildung an verschiedensten Orte lernt man zwar viele Häuser kennen, allerdings muss alles schon frühzeitig geplant werden (teils zwei Jahre im Voraus noch im Studium). Vor Ort lebt man dann am Krankenhaus, um danach die spärliche Freizeit andernorts mit Partner und/oder Familie zu verbringen. Dadurch ist zwar der Zusammenhalt gerade auch unter den Assistenten sehr gut, allerdings beschränken sich auch die sonstigen Kontakte oftmals nur auf die Arbeit.

Bewerbung

Bewerbung bis Ende Juli des Vorjahres vor Antritt des Praktikums über Uni Genf oder Lausanne (zentrale Organisation),

https://www.unige.ch/medecine/fr/enseignement1/bachelor-et-master-en-medecine-humaine/curriculumclinique6/annee6etudiantsetrangers/

Unterricht
3 x / Woche
Inhalte
Patientenvorstellung
EKG
Nahtkurs
Fallbesprechung
Repetitorien
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Rehas anmelden
Punktionen
Briefe schreiben
Patienten untersuchen
EKGs
Patienten aufnehmen
Röntgenbesprechung
Poliklinik
Eigene Patienten betreuen
Untersuchungen anmelden
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
nach 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt
Gehalt in EUR
Lohn (stagiaire): 800CHF, nach Abzug bleiben 728.55 CHF
Gebühren in EUR
Verwaltungsgebühr: 300 CHF (Uni Genf)

grade Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
2
Unterricht
2
Betreuung
2
Freizeit
3
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
2