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PJ-Bericht: Allgemeinchirurgie in Spital Sitten (3/2021 bis 6/2021)
- Station(en)
- Allgemein- & Thoraxchirurgie, Gefäßchirurgie, Herzchirurgie
- Einsatzbereiche
- OP, Station
- Heimatuni
- Witten/Herdecke
Allgemeines:
Im Krankenhaus Sitten wird in 90-95% französisch gesprochen. Ich habe die ersten zwei Wochen gebraucht, um wieder richtig ins Denken und Sprechen zu kommen. Ohne Vorkenntnisse in Französisch kann ich ein Tertial dort nicht empfehlen.
Organisatorisch muss gesagt sein, dass ich seitens der Klinik bis zwei Wochen vorher keinen Vertrag oder andere relevante Unterlagen bekommen habe. Von Uni-Seite kam die Zusage sehr spät, aber der Kontakt war gut und ich hatte den Eindruck, die waren bemüht. Trotzdem hat im Endeffekt alles geklappt.
Die Arbeitszeiten sind lang. Je nach Abteilung beginnt man zwischen 7.15 Uhr und 8 Uhr. Schluss ist grundsätzlich frühestens um 16 Uhr (von sehr wenigen Ausnahmen abgesehen), häufig eher 17 Uhr. In Schichten ist man in Sitten nicht eingeteilt. Ich habe jedoch freiwillig an zwei Wochenenden gearbeitet, um andere Tage dafür frei zu bekommen.
Rotationen kann man sich selbst organisieren, aber man muss sich eben drum kümmern. Ich war in der Gefäßchirurgie, Herzchirurgie und Allgemein- mit Thoraxchirurgie. Möglich wären sicher noch Neurochirurgie. Notaufnahme ist theoretisch auch möglich, jedoch sehr beliebt und es gab für mich in Sitten keinen Platz mehr in der Notaufnahme. Ich hätte nach Martigny in die Notaufnahme fahren können, habe das aber dann nicht gemacht.
Des Weiteren muss gesagt sein, dass die Assistenten alle 6 Monate wechseln. Das bedeutet, man kann Glück haben und an motivierte und nette Assistent*innen kommen, aber man kann auch Pech haben. Auch die "Oberärzt*innen"/Chef de clinique wechseln regelmäßig. Ich hatte den Eindruck, dass lediglich die Chefs mehrere Jahre bleiben.
Unterkunft kann man über das Krankenhaus bekommen. Da gibt es verschiedene Optionen, ich war die ganze Zeit in Smallville und empfehle das auch. Man zahlt 450Fr pro Monat (werden direkt vom Lohn abgezogen und günstiger als die andere Unterkunft; frühzeitig erfragen), WLAN ist dort vorhanden. Ich war dort in einer Wohnung mit insgesamt 4 Zimmern und 2 Badezimmern untergebracht, das Appartement war jedoch nur im März voll belegt, im Juni war ich sogar allein. An den Wochenenden war ich auch meist eher allein, da viele der Studierenden zurück nach Genf oder Lausanne fahren für's Wochenende. Kontakt für die Unterkunft ist Frau Guay Rittiner (Manuela.Guay@hopitalvs.ch).
Die Gegend ist sehr schön und man kann die freie Zeit im Sommer gut an Seen in der Nähe verbringen, den Berg hoch radeln oder wandern gehen. Im Winter sind große und beliebte Skigebiete nicht weit. Grundsätzlich muss man sagen, ist die Freizeit jedoch knapp und man kommt nur sehr selten vor 16 Uhr aus der Klinik.
Allgemeinchirurgie:
Die Stimmung ist nicht berauschend. Teaching findet kaum statt, wobei der Chef zumindest hin und wieder bemüht scheint. Man ist hin und wieder im OP eingesetzt, es wird aber eher geschaut, dass die Assistenten in den OP gehen.
Die Thoraxchirurgie gehört organisatorisch zur Allgemeinchirurgie, wobei es genau einen Chef für die Thoraxchirurgie gibt. Dieser ist speziell, macht aber schon teaching, wenn er merkt, dass man Interesse hat. Ich bin mit ihm sehr gut ausgekommen, seine Sprüche darf man aber nicht persönlich nehmen. Im OP darf man hier durchaus kleinere Dinge machen, vor allem nähen.
Gefäßchirurgie:
Es gibt zwei Chefs, der eine ist top, zeigt, erklärt und lässt Kleinigkeiten auch Studierende machen, der andere ist im OP ein Choleriker. Die drei "Chef de clinique" waren super, aber die wechseln (leider) auch regelmäßig.
Herzchirurgie:
Sehr kleines Team mit 1 Chef, 1 zweiten Chef, einer Oberärztin und einem Assistenten. Der Assistent war nicht so motiviert in den OP zu gehen und so konnte ich einige OPs mitmachen, d.h. beim Aufmachen dabei sein, dann kam einer der Chefs an den Tisch und ich hab zugeschaut und dann hab ich mich wieder eingewaschen zum zumachen. Hier wird viel erklärt und das kleine Team hat es herzlich und fast familiär gemacht.
Zusammenfassend war ich zufrieden mit meinem Tertial, wenn auch an einigen Ecken Verbesserungsbedarf besteht. Ich habe den Eindruck, dass die wechselnden Teams nicht unbedingt dazu beitragen, dass Studierende gut ins Team finden. Die schweizer Studierenden sind meist nur 1 Monat da, auch das ist ein Unterschied. Andere deutsche PJler waren zu meiner Zeit nicht da.
Meine Ziele waren, mein französisch zu verbessern und die freie Zeit (v.a. Wochenenden) in den Bergen zu verbringen. Das war auf jeden Fall machbar. Ich glaube, ich habe aber auch fachlich vor allem herz-, gefäß- und thoraxchirurgisch einiges mitgenommen.
Bewerbung bei mir über Uni Genf (Frau Ariane Favre, Ariane.Favre@unige.ch ), auch über Uni Lausanne möglich.
- Unterricht
- Kein Unterricht
- Tätigkeiten
- Briefe schreiben
Mitoperieren
Untersuchungen anmelden
Patienten aufnehmen
Botengänge (Nichtärztl.)
Patienten untersuchen
Eigene Patienten betreuen - Dienstbeginn
- 7:00 bis 8:00 Uhr
- Dienstende
- 16:00 bis 17:00 Uhr
- Studientage
- Gar nicht
- Tätigkeiten
- Mittagessen regelmässig möglich
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Unterkunft gestellt - Gehalt in EUR
- 1100 Franken
- Gebühren in EUR
- einmalig 300Fr für Immatrikulation in Genf, 450Fr/Mo für Unterkunft