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PJ-Bericht: Chirurgie in Agnes-Karll-Krankenhaus open_in_new (11/2021 bis 3/2022)

Station(en)
15, 21, 23, 25
Einsatzbereiche
OP, Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station
Heimatuni
Hannover
comment Kommentar

Im Agnes-Karll-Krankenhaus verbringt man 8 Wochen auf der Allgemein- und Viszeralchirurgie und 8 Wochen auf der Unfallchirurgie/Orthopädie.

Allgemeinchirurgie:

Der Arbeitstag beginnt hier um 7:15 Uhr. Als erstes muss man Antibiosen anhängen, da das in diesem Haus ärztliche Aufgabe ist. 7:30 Uhr beginnt die Visite, die man in der Regel mitlaufen kann, vorausgesetzt man ist mit den Antibiosen fertig geworden. Um 8 Uhr ist Röntgenbesprechung, danach macht man Blutabnahmen für die Station, was sich aber in Grenzen hielt: Wir waren zu zweit und ich musste nie mehr als 6 Abnahmen pro morgen machen. Danach kann man entweder auf Station beim Wundverband helfen, oder man wird hin und wieder im OP gebraucht, wo man in erster Linie Leberhaken bei größeren Bauch-OPs hält, oder bei laparoskopischen Eingriffen die Kameraführung übernimmt. Letzteres hat mir persönlich sehr viel Spaß gemacht, denn man ist 1. Assistent, aktiv am Geschehen beteiligt und kann den Operateur mit Fragen löchern. Am Ende darf man sehr oft zunähen und wenn man es noch nicht kann oder Schwierigkeiten hat, bekommt man es geduldig erklärt.

Die Ärzte sind alle super nett (vor allem die Oberärzte sind echt klasse) und es herrscht eine sehr angenehme Atmosphäre sowohl auf Station, als auch im OP, was nicht zuletzt auch an dem sehr netten OP-Pflege-Team liegt.

Um 13:45 Uhr ist dann Röntgenbesprechung, ab 14 Uhr kann man dann die Antibiosen anhängen und in der Regel um 14:30 Uhr nach Hause gehen.

Was mir an der Allgemeinchirurgie nicht so gefallen hat, war, dass man zwischenzeitlich echt sehr viel Leerlauf hatte. Es finden nicht so viele OPs statt, dass wenn man zu zweit ist, OP-technisch nicht so viel zu tun ist. Die Ärzte machen von sich aus kaum Teaching, weder auf Station, noch im OP und man muss schon sehr häufig nachfragen und viel Eigeninitiative zeigen. Das größte Problem sehe ich persönlich allerdings darin, wie der PJ-Unterricht im gesamten Haus organisiert ist. Pro Woche ist hier ein Arzt eingeteilt, den man anrufen muss, um einen Termin zu vereinbaren und den dann mit den anderen PJ-lern kommunizieren. Dieser fällt allerdings häufiger aus oder findet gar nicht statt; die Male PJ-Unterricht, die ich in den vier Monaten den Unterricht besuchen konnte, kann ich an einer Hand abzählen. Man muss schon teilweise sehr hartnäckig sein, dass was zustande kommt und die Tatsache, dass man sich als PJ-ler um das Zustandekommen seines Unterrichts so stark bemühen muss, finde ich nicht okay.

Unfallchirurgie:

Der Tag startet um 7 direkt mit Blutabnehmen und Antibiosen anhängen. Die Visite startet ebenfalls um 7, das heißt, dass man gar nicht mitlaufen kann. Es gibt zwar eine Arzthelferin, die u.a. auch Blutabnahmen und Viggos macht, aber oft muss man sie unterstützen, weil es doch einige Abnahmen sind. Um 7:45 Uhr ist Röntgenbesprechung, um 8:10 Uhr steht man schon mit Namen als zweite Assistenz im OP eingetragen. Die Kernaufgabe des PJler ist hier nämlich bei Hüft-, Knie- oder Schulter-TEPs Haken zu halten. Im Schnitt sind es 4 am Tag (manchmal 8) und man sieht auch sonst kaum andere OPs, weil man ständig bei TEPs assistiert. Dazu muss man sagen, dass wir dank einer Orthopädie-Wahlfach-PJ-lerin zu dritt waren und wir uns gut absprechen konnten (das ist nicht die Regel). Zu zweit steht man fast nur im OP und alleine geht man vermutlich unter. Wirbelsäule und Becken wird im Agnes-Karll gar nicht operiert, was ich schade fand.

Um 13 Uhr findet eine Indikationsvisite statt mit Röntgenbesprechung und anschließender Visite und Untersuchung der stationär geplanten Patienten. Hier sollte man auf jeden Fall hingehen und mitlaufen, da lehrreich. 13:30 Uhr ist Röntgenbesprechung, 14:30 Uhr dann Antibiosen anhängen und nach Hause. Wenn man sich mit der Arzthelferin gut stellt, dann hängt sie das auch für einen an und man kann schon früher nach Hause.

Gut gefallen hat mir, dass man in der Unfallchirurgie immer in die Notaufnahme kann (da ständig besetzt) und dort Patienten untersuchen, ambulante Arztbriefe mitschreiben und Wunden nähen kann. Auch das Aufnahmezentrum ist lehrreich, da man dort Patienten untersuchen (die Techniken muss man sich allerdings selber beibringen) und bei der Aufnahme mithelfen kann.

Das ärztliche Team ist auch hier wirklich sehr angenehm und locker und immer zu Scherzen aufgelegt, allerdings findet auch in der Unfallchirurgie ärztlicherseits kein Teaching statt. Man muss schon sehr beharrlich immer wieder nachfragen, Initiative zeigen und sich regelrecht aufdrängen, damit man was erklärt bekommt oder ein bisschen in ärztliche Tätigkeiten mit eingebunden wird, sonst kann es einem passieren, dass man inmitten vom Verpassen von Visiten, Blutabnehmen und Haken halten ein regelrechtes Paralleldasein zu den Ärzten führt.

Zuletzt muss ich nochmal betonen, was für einen Unterschied die Anzahl der PJ-ler in der Unfallchirurgie macht: Zu dritt konnten wir uns sogar absprechen, morgens die Visite mitzulaufen und den Rest der Blutabnahmen später zu machen, da meist nicht alle auf einmal im OP gebraucht wurden. Die OPs konnten wir uns gut aufteilen (die körperlich auch teilweise echt anstrengend sein können), sodass noch Zeit für anderes übrig blieb, aber zu zweit, geschweige denn alleine würde ich nicht gerne PJ dort machen wollen.

Kurzzusammenfassung:

Sehr nettes Team, angenehme Atmosphäre, kaum Teaching, schlecht organisierter PJ-Unterricht, mäßiger Lernzuwachs

Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Botengänge (Nichtärztl.)
Blut abnehmen
Patienten untersuchen
Mitoperieren
Notaufnahme
Röntgenbesprechung
Braunülen legen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
752

grade Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
2
Unterricht
6
Betreuung
4
Freizeit
3
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
3