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PJ-Bericht: Allgemeinchirurgie in Kantonsspital Liestal (3/2009 bis 7/2009)
- Station(en)
- Vier Normalstationen, Tagesklinik, Notaufnahme und OP
- Einsatzbereiche
- Station, OP, Notaufnahme
- Heimatuni
- Marburg
Ich würde niemals wieder ein PJ-Tertial in der Chirurgischen Klinik des Kantonsspitals Liestal machen und möchte hier ausdrücklich jedem davon abraten. Es war die schlimmste Zeit meines Lebens. Das, wofür man so einfach und unkompliziert innerhalb von wenigen Tagen per Vertrag nach Liestal gelockt wird, ist das Hakenhalten bis man die Hände nicht mehr spürt. Ehe Du Dich versiehst, wirst Du Teil eines Systems mit schlechter Stimmung und Frust, den jeder an seinem Untergebenen heraus lässt. Die Hierarchien sind extrem steil, so wie man das etwa aus deutschen Universitätsklinika kennt. Dein Platz ist ein Dasein ohne Rechte und Arbeitsschutz. Kritik nicht geduldet. Um diesen Hakenhalterdienst rund um die Uhr bedienen zu können, muss man ein ums andere Mal einen 24-Stunden-Rufdienst bedienen. Dann steht man mitten in der Nacht im OP. Am Wochenende muss man den Rufdienst bedienen oder einen quälend langen Dienst in der Notaufnahme, den Du bis zum bitteren Ende aussitzt, auch wenn nichts zu tun ist. Etliche ärztliche Kompetenzen sind an die Pflege delegiert, die entsprechend "selbstbewusst"auftritt. Als Jobs auf der Station finden sich Zettelausfüllerei, Hausärzteanruferei, Druckerpatronen aus dem Kellergeschossen zu holen gehört auch dazu. Nichts Medizinisches, ausser dass man Patienten aufnimmt, wobei niemand Deine Eingansuntersuchung kontrolliert. Es ist ein Fake, damit etwas im Computer steht. Es gibt zwei Wohnheime, Haus Mühlematt und Haus Feldsäge. Mühlematt habe ich nie gesehen, die Feldsäge ist ein Wohnheim auf der einen Seite, auf der anderen Seite des Treppenhauses sind Büros. Läuft man über den Flur, wird man sofort beobachtet. Die Atmosphäre im Wohnheim ist eisig. Nach wenigen Tagen sprachen wir bereits vom "Knastspital", wegen des eisigen Neonröhrenlicht-Ambientes und der wenigen Freizeit, die man hat. Mein Zimmer war ein kühles, allem Anschein nach ehemaliges Krankenzimmer mit muffigem Bad inklusive geriatrischer Sitzdusche. Einfach fies. Alle Zimmer sehen gleich aus. Liestal selbst ist ein Örtchen mit wenigen tausend Einwohnern, in dem einfach nichts los ist. Fuchs und Katze sagen sich dort gute Nacht. Die Geschäfte inklusive der Supermärkte schliessen um 18.00 Uhr. Die Klinik hat seltenst mal einen verirrten Schweizer Unterassistenten, die meisten sind Deutsche. Basler Studenten beispielsweise wollen selbst nicht nach Liestal, weil sie um die Zustände wissen und Liestal so weit ab vom Schuss liegt. Deswegen werden gezielt deutsche Studenten angeworben, die man dringend als Hakenhalter braucht. Die kommen willig und man kann sie als "Gastarbeiter" einfacher unterdrücken. Man sagt Dir, man zahle Dir Geld für die Arbeit und verschweigt, dass das Geld zu 100% für Wohnen und Essen drauf geht. Ab da zahlst Du drauf. Wegen Deines Lohns und Deines Arbeitspensums wirst Du von sämtlichen Berufsgruppen verspottet. Auf Kritik erwiedert man Dir, Du seist Gast und vermittelt Dir, dass Dir deswegen Kritik nicht zustehe. Der Chef ist jemand, der zwar selbst für kurze Zeit in Deutschland gelernt hat, aber mit jedem Satz zum Ausdruck bringt wie sehr er Deutschen abgeneigt ist. In jedem Morgenrapport und während jeder Operation werden Mitarbeiter blossgestellt. Das trifft mit Regelmässigkeit auch Studenten.
Ich habe positiv ausfallende Kritiken auf dieser Seite gelesen und kann bei bestem Willen nicht verstehen, wie jemand zu einer positiven Bewertung gekommen sein kann. Es beschleicht einen dabei das Gefühl, dass manche Berichte "frisiert" sind und/oder eventuell keinen studentischen Verfasser haben. Das lässt sich aus gewissen Wortwahlen ableiten.
Alles in allem: Tut es nicht.
2 Jahre formlos per e-mail, wenige Tage später erhält man schon einen Vertrag per Post
- Unterricht
- Kein Unterricht
- Tätigkeiten
- Röntgenbesprechung
Patienten untersuchen
Notaufnahme
Botengänge (Nichtärztl.)
Untersuchungen anmelden
Patienten aufnehmen - Dienstbeginn
- Vor 7:00 Uhr
- Dienstende
- nach 18:00 Uhr
- Studientage
- Gar nicht
- Tätigkeiten
- Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt - Gehalt in EUR
- 600
- Gebühren in EUR
- Miete (200 Euro), Telefongebühren für Zimmeranschluss CHF 1,- plus Gesprächstaxe, Anmeldung bei Stadtverwaltung CHF 20,-, Zimmerendreinigung CHF 80,-