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Famulatur-Bericht: Psychiatrie in Universitaetsklinikum Giessen open_in_new (2/2024 bis 3/2024)

Station(en)
Station 2
Einsatzbereiche
Station
Heimatuni
Nicht angegeben
comment Kommentar

Ich war auf der Station 2 (Trauma und Depression) für meine erste einmonatige Famulatur. Ich hatte schon mit dem Gedanken gespielt, Psychiater zu werden bzw. habe mich einfach immens für die Psyche interessiert und ich etwas Entspanntes wollte. Es war auf jeden Fall etwas ganz Anderes als der klinische Alltag und man merkt, dass die Hierarchien deutlich flacher sind und es meistens Harmonie herrscht.

Allerdings würde ich alle Interessierten trotzdem empfehlen eher eine zweiwöchige Famulatur zu machen in der Psychiatrie, da es völlig ausreicht, die Krankheitsbilder, Medikamente, Oberarztvisite, Stationsablauf, etc. zu sehen UND auch andere Tage in den anderen Stationen (Station 1 (Borderline), 3 (Schizophrenie), Station 4 (geschlossene Station), Tagesklinik und ggf. Ambulanz zu sehen, je nach Wunsch einfach mit dem jeweiligen Assistenzarzt besprechen). Auch wenn ihr eine Wünschstation angibt, weißt niemand auf Station von eurer Ankunft bis zum jeweiligen Tag und es kann sein, dass jemand schon eure Wünschstation genommen hat und ihr einfach ganz woanders landet (passiert den meisten)…

Mir hat ein PJler Station 1 abgeraten (aufgrund schlechter Erfahrungen mehrerer Kommilitonen) und folgende Überlegung gestellt und das war für mich etwas augenöffnend: „Überleg dir gut, ob man Medizin und so viel Somatisches studiert, um schon während der Weiterbildung alles zu vergessen, weil du es nicht mehr wirklich benutzt/ braucht.“ Die Überlegung würde ich jedem von euch weitergeben :)

Zu der Famulatur als solche: dein Tag beginnt um 08:00-08:15 und es beginnt mit einer Frühbesprechung mit allen Ärzten in einem Raum (nichts Spannendes, sondern einfach die jeweilige Stationsbelegung). Danach ist es tagesabhängig, aber man muss sich oft eine Selbstbeschäftigung suchen. An den Einzelgesprächen mit den Patienten muss ich leider enttäuschen, aber ihr seid nicht dabei und plötzlich ist euer Assistenzarzt nicht da. Zu den Feierabendzeiten meistens sehr unterschiedlich (14-16), allerdings müsst ihr danach fragen, weil ihr sonst nicht nach Hause geschickt werdet… Auf den anderen Stationen außer Ambulanz (bis 16:00-17:00) hatten die Famulanten meistens um 12-13 Schluss.

Montags: beide Assistenzärzte sind nicht da und der Oberarzt auf der Station 2 leitet auch die Tagesklinik, weshalb er drüben ist; hierbei geht es um langjährige Patienten und um die Anpassung ihrer Medikamente. Am besten montags zu einer anderen Station gehen statt auf der 2 (am besten freitags davor Assistenzarzt fragen!)

Dienstags: keine Frühbesprechung ABER Oberarztvisite 09-14-15 (kann noch länger gehen) mit kleiner Mittagspause. Man sitzt in einem Raum mit jeweils jemandem aus der Pflege, einem Assistenzarzt, Sozialarbeiter sowie den ganzen Psychologinnen und dem Patienten. Die Oberarztvisite auf Station 2 geht am längsten von allen Bereichen, weil der Oberarzt sich tatsächlich sehr viel Zeit nimmt, mit dem Team sich in der Vorbesprechung abzuwechseln über neue Ereignisse, Medikamente Behandlung, Therapie, dann ein intensives Patientengespräch und anschließend eine Nachbesprechung. Dies ist besonders patientenfreundlich und man sieht, wie sehr er für seine Arbeit brennt. Auch seine Wortwahl ist sehr geschickt und gibt dem Patienten nicht das Gefühl, dass er in der Psychiatrie ist. So verwendet er Begriffe wie Stimmungsaufheller statt Antidepressiva, usw. Zwischendurch gibt es ein Wechsel zwischen Assistenzarzt, Pflege und Psychologe. Jedoch als Famulant eben nicht und es wird irgendwann anstrengend. Trotzdem bleib dort bis zum Ende, sonst könnte es negativ empfunden werden…

Mittwochs: Frühbesprechung; danach von 9-10 Entspannungsübungen mit dem Oberarzt; ganz nett und für die eigene Psyche für den einen oder anderen hilfreich. Ansonsten sehr lockerer Tag, am besten nimmt ihr an mind. eine der Veranstaltungen (fragt am besten den Betreuenden davor und sagt dem Assistenzarzt bescheid) teil wie z.B. Ergotherapie, Fitnessgruppe, Yoga Teil, um die Zeit zu vertreiben; kann ich nur empfehlen. Von 12-13 gibt es im 14-tägigen Takt eine Supervision (Besprechung aller Assistenzärzte mit einem erfahrenen Psychologen über deren eigene Probleme mit Patienten; so eine Art von Brain-Storming; da durften die Famulanten auch rein). Danach gibt es eigentlich nicht Spannendes. Es kann sein, dass der Oberarzt euch dann fragt, ob ihr an einer externen Fortbildung (geht 1 Stunde) um 16 Uhr teilnehmen wollt, was ziemlich interessant ist und man sollte mind. einmal dorthin.

Donnerstags: Frühbesprechung mit anschließend interner Fortbildung (meistens bis 9:30); danach auch sehr freier Tag; man läuft am besten mit dem Assistenzarzt. Generell hatte ich durch meinen besonders Glück, da er sich die Zeit genommen hat, diverse neurologische Untersuchungen zu machen, EKGs befunden, Langzeit-Blutdruckmessung zu beurteilen und konnte einiges Somatisches mitnehmen. Ich empfand mich nie wie eine Last, sondern wie sein Lehrling und war echt dankbar, dass er stets geduldig war und mir immer versucht hat, während seine Schreibarbeit etwas beizubringen. Auch Blutabnehmen kann man dort, (wobei in sehr geringen Maßen). Um 11:00 gibt es eine Psychoedukation Gruppe (Assistenzarzt geht auf Aspekte der Depression mit Arbeitsblättern)

Freitags: Visite mit den Assistenzärzten in den Zimmern (08-09:20) danach kurze Frühbesprechung um 10:00 und dann wieder den Tag selbst gestalten. Auch hier läuft man mit dem Assistenzarzt und erledigt einigen Papierkram und tut Ähnliches wie am Donnerstag, wobei hier die meisten Einzelgesprächen stattfinden…

Im Großen und Ganzen kann ich mich nicht über meine Famulatur beschweren, da der Assistenzarzt eine große Hilfe war und mein wichtigster Ansprechpartner und mir viel Freiraum gelassen hat. Wirklich Hut ab! Auch, dass man sich auf der Station die somatischen Symptome der Patienten anschaut und nicht komplett im Hintergrund geraten, fand ich toll. Auch der Oberarzt war was ärztlich und menschlich angeht sehr kompetent und human (mach jedoch nicht den Fehler zu früh nach Hause zu gehen). Der Pflege juckst du nicht, sie sind gleichgültig dir gegenüber, aber sind auch nicht böse oder Sonstiges. Am liebsten besorgt dir Kaffee oder Kaffepads vor deiner Famu, weil die Kaffeemaschine nur mit Kaffeepad, die jeder für sich bringt, funktioniert. Sonst kannst du manchmal von der Patientenküche einfach eine Tasse Kaffee nehmen :)

Was ich mir gewünscht hätte für diese Famulatur wäre nur, eine klarere Aussage, wann ich nach Hause gehen kann, ohne dass ich schlechtes Gewissen bekomme, weil ich derjenige sein muss, der danach explizit fragt bzw. nicht dort gehalten werde, weil man „offiziell“ bis 16 Uhr da sein muss. Dies haben die anderen Stationen etwas besser geregelt. Auch fand ich die Regelung etwas doof, nur einen Famulanten für eine Station zu haben, da auch mit 2 das Ganze erträglicher wäre. Abgesehen von den Assistenzärzten wird da niemand äußerst viel mit dir reden und es kann sich ziemlich isolierend fühlen. Zum Glück sind die Patienten auf der 2 meistens sehr nett und man kann sie auch besser kennenlernen und einfach mit denen sich gut unterhalten. Auch kochen die Patienten freitags und man kann gerne mit denen Essen (was selbst die Assistenzärzte und Pflege machen).

Diese Famu ist auf jeden Fall entspannter als der klinische Alltag und man kann die Zwischenzeit nutzen, um selbstständig Sachen zu erledigen; der Arzt ermutigt auch einen sich EKGS anzuschauen, generell die Patientenakte, man lernt wirklich die relevanten Arzneimittel der Wahl bei Depressionen, Traumata und Bipolarität kennenlernen. Auch konnte ich mal einen Patienten zu einem Termin im Hauptkrankenhaus begleiten (hätte ich an sich sogar öfters machen sollen!), weil man da eine Art soziale Begleitung ist und dem Patienten Ängste nehmen kann, sich für ihn während des Gespräches einsetzen kann und man kann eine bessere Brücke zwischen den belasteten Ärzten im Hauptgebäude und dem belasteten Patienten machen, falls dieser vielleicht nicht mitkommt mit dem ganzen Input. Auch die Geduld des Oberarztes während der gesamten Visite und seiner anhaltenden Aufmerksamkeit waren klasse.

Insgesamt sehr viel habe ich gelernt für mich selbst und in der zwischenmenschlichen Kommunikation. Auch kriegt man ein besseres Verständnis dafür, was Menschen alles für eine Last in sich tragen können, ohne dass man dies merkt. Auch zu sehen, dass es den Patienten psychisch besser geht und wie sich dass manchmal in ihrem Verhalten und Aussehen widerspiegelt, ist faszinierend.

Auch die internen Fortbildungen waren meistens klasse, wenn die Ärzte danach im Plenum saßen und gegenseitig sich fragen gestellt haben und deren Standpunkt zu der Thematik war. Ich fand auch äußerst interessant zu hören, dass Assistenzärtze während ihrer Weiterbildung einen eigenen Psychotherapeuten besuchen und externe Fortbildungen führen, um sich psychotherapeutisch in einem Bereich weiterzubilden (verhaltenstherapeutisch, psychodynamisch, tiefenpsychologisch, etc.) Auch wenn ich am Ende mich sehr wahrscheinlich nicht mehr für die Psychiatrie als Weiterbildungsbereich interessiere, konnte ich Einiges lernen und auf meinem eigenen Leben einsetzen.

Bewerbung

Ein Monat davor an: Sekretariat-Mulert@psychiat.med.uni-giessen.de ; normalerweise mind. 3 Monate davor bewerben

Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Patientenvorstellung
Fallbesprechung
EKG
Tätigkeiten
Blut abnehmen
EKGs
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Gehalt in EUR
0

grade Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
1
Unterricht
2
Betreuung
2
Freizeit
2
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
2