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Famulatur-Bericht: Anästhesiologie in Queen Elizabeth Hospital open_in_new (2/2024 bis 3/2024)

Station(en)
OP, ITS, Ambulanzen
Einsatzbereiche
OP, Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Jena
comment Kommentar

Zu der Famulatur habe ich mich entschlossen, weil ich ein anderes Gesundheitssystem kennenlernen, mein medizinisches Englisch verbessern und mir ein Bild von einer mir bisher unbekannten Fachrichtung machen wollte. Mein Ranking werde ich in ein paar Sektionen gliedern, so könnt ihr einfach das lesen, was euch interessiert und müsst nicht so lange suchen. :)

Bewerbung:

Siehe Beschreibung unten. Ich kann nur nochmal betonen, dass der Bewerbungsprozess wirklich unkompliziert war, auch verglichen mit so mancher Bewerbung an deutschen Kliniken. Für Famulaturen ("clinical electives") gibt es trotz Brexit eine Ausnahmeregelung und man braucht kein Visum!

Birmingham / Großbritannien:

Großbritannien als Land hat mir sehr gut gefallen. Meine Famulatur konnte ich mit Trips nach London und Oxford verbinden, zwei wirklich beeindruckende Städte, die es mir sehr angetan haben! Diese sind per Zug zu erreichen, es lohnt sich aber, je ein paar Nächte zu bleiben, was in AirBnBs tatsächlich auch bezahlbar ist. Zu Birmingham: In der Stadt gibt es ein durchaus Möglichkeiten zum Sightseeing / Ausgehen / Shoppen, aber mMn recht begrenzt. Im Krankenhaus wurde mir oft erzählt, ich solle aufpassen, Birmingham sei relativ gefährlich. In der Nähe des Krankenhauses ist aber ein schönes, großes Unigelände, auf dem man sich gut aufhalten kann. Birmingham habe ich aufgrund des Krankenhauses ausgewählt, was in der Hinsicht eine gute Entscheidung war, und die Stadt bzw. Unterkünfte sind verglichen zu manch anderen Städten in GB auch einfach günstiger.

Unterkunft:

Cave. Ich war mit einer Freundin dort und wir haben gemeinsam ein Zimmer in Selly Oak gemietet. Positiv kann ich anmerken, dass der Arbeitsweg kurz und der Preis, gerade verglichen mit anderen britischen Städten, wirklich okay war. Aber: Die Zimmer in Selly Oak befinden sich meist in Häusern, die von sehr vielen anderen Personen bewohnt sind. Es war laut, schmutzig und so karg eingerichtet, dass wir einen Monat lang aus dem Koffer leben mussten. Passt also wirklich gut auf bei der Buchung und seht euch die Inserate gut an. Die Erfahrung war es natürlich trotzdem wert und ich will keine Angst machen - aber so kann man sich vielleicht schon ein bisschen besser darauf einstellen, was einen erwartet.

Britisches Gesundheitssystem:

Der Einblick in das Gesundheitssystem war sehr interessant und wertvoll. Es gibt viele Differenzen zu Deutschland, die mir vorher nicht bewusst waren. Die Ärzte waren alle sehr interessiert am Austausch über die Unterschiede in der Krankenversorgung und Lehre.

Studentische Betreuung generell:

Von regelmäßigem Studentenunterricht habe ich nichts mitbekommen, es gab aber z.B. auf ITS regelmäßig Mitarbeiterfortbildungen, zu denen man mitkommen konnte. Da die Lehre in der Famulatur aber so gut war (s.u.), habe ich keinen Unterricht vermisst. Es gibt eine Bibliothek mit Arbeitsplätzen, zu der man 24/7 Zugriff hat - fand ich sehr cool (auch um meiner lauten WG zu entkommen, hehe), würde ich mir auch hier in DE wünschen.

Famulaturen in der Menge, wie wir sie machen, gibt es in GB nicht. Daher waren die Stationen nicht mit Studenten überlaufen. Ich habe trotzdem zwei Studentinnen kennengelernt, mit denen ich mich angefreundet und auch am Wochenende mal was unternommen habe.

Die Famulatur selbst:

Wie unten bei "Bewerbung" beschrieben, hat man einen "consultant" (ähnlich Oberarzt), der einem fest als Ansprechpartner zugeteilt ist. In meinem Fall war die Betreuung sehr eng. Es wurde auf Wünsche eingegangen bzw. auch viel vorgeschlagen, was ich mir noch anschauen kann.

In die Anästhesiologie wollte ich gerne mal einen Einblick bekommen, hatte aber vor der Famu keine Berührungspunkte und war eigentlich fest von einer anderen Fachrichtung überzeugt. Nach meinem ersten Tag war ich aber schon hin und weg, komplett begeistert und habe direkt meinen Facharztwunsch geändert. :D

Das QEH hat fünf Intensivstationen (Leber, Herz, Neuro, Trauma und Verbrennungen) und geschätzt mindestens 30 OP-Säle - ergo, man bekommt ein riesiges Spektrum an Patienten und Krankheitsbildern mit. Ich persönlich fand die Lehre in der Anästhesie im OP besser als auf den Intensivstationen, aber denke, das liegt daran, welcher Arzt gerade wo eingesetzt ist und man kann das nicht verallgemeinern. Man kann sich auf jeden Fall alles anschauen und dann eben Wünsche äußern, wo man mehr Zeit verbringen möchte. Ich war auch zweimal in verschiedenen "clinics" (Ambulanzen), was super interessant war.

Im OP habe ich direkt in der ersten Woche die Anästhesie für mehrere Transplantationen, eine Bypass-OP und sehr spezielle Verletzungen gesehen. Die Ärzte haben zum überwiegenden Großteil sehr gerne erklärt, sind auf meinen Wissensstand eingegangen, haben mir sogar Schaubilder aufgemalt, etc. und waren insgesamt extrem bemüht, mir etwas beizubringen. An praktischen Aufgaben habe ich z.B. Flexülen gelegt, mit Maske beatmet, BGAs abgenommen und Larynxmasken gelegt, ansonsten einfach viel assistiert und zugeschaut.

Auch die Chirurgen haben meist hohe Lehrmotivation und so habe ich einiges von den OPs mitgenommen.

Andere Facts:

Die Famu kostet 100 Pfund. Man bekommt eine Schlüsselkarte, mit der man durch so ziemlich jede Tür kommt, für die man nochmal Pfand zahlen muss.

Zur Kleidung: Ihr bekommt mit Bestätigung eurer Bewerbung einen recht strengen Dresscode geschickt. Nicht verwirren lassen! Der bezieht sich eher auf Normalstation. OP und ITS stellt Kasacks, für den OP habe ich mir dann noch billige Crocs gekauft oder einfach Sneaker getragen. Auf Normalstation etc. soll man sich ja wie gesagt schicker anziehen. In den Ambulanzen hatte ich z.B. Lederschuhe und Stoffhose an. Die Männer haben an schickerer Kleidung meist hochgekrempeltes Hemd & Anzughose getragen, die Frauen Stoffhosen / Röcke m. Strumpfhose und Blusen. ZNA ist so ein Zwischending. Meine Freundin hat sich z.B. selbst Kasacks von unserer Heimatuni mitgebracht.

Mensaessen mit zwei Beilagen kostet 4,50 Pfund.

Die Stimmung im OP ist viel lockerer als in Deutschland! Man kann Pausen machen, wann man möchte. Beginn war kurz vor acht, Ende offen, gegangen bin ich je nach Tag zwischen 15:30 und 18 Uhr, man hätte aber auch früher gehen können.

Abschließend kann ich die Famulatur in Birmingham in der AINS wirklich empfehlen! Es war eine einmalige Erfahrung und ich habe so tolle Ärzte kennenlernen dürfen und viel gelernt. :)

Schreibt mir gerne, wenn ihr Fragen habt.

Bewerbung

Ich habe mich ein Jahr im Voraus mit Lebenslauf und Anschreiben beworben, auf dieser Website steht der Ansprechpartner: https://www.education.uhb.nhs.uk/clinical-education/medical-education/university-of-birmingham-mbchb.htm

(Falls der Link nicht geht, einfach auf der Klinikwebsite durchklicken zu Medical Education - Undergraduate - Uni of Birmingham)

Man kann sich, denke ich, aber auch viel spontaner bewerben!

Die britische Bezeichnung für Famulatur ist "clinical elective".

Die Bewerbung war sehr unkompliziert. Ihr bekommt eine Art "Katalog" zugesandt, in dem nach Fachrichtung sortiert "consultants" (ähnlich wie hier Oberärzte) gelistet sind. Diese stellen sich dort kurz vor mit ihren Schwerpunktgebieten. Von dieser Liste sucht ihr euch einen consultant aus, bei dem ihr euch dann auch nochmal bewerbt, bzw. ihn bittet, eure Famulatur zu betreuen. Man hat somit immer einen direkten Ansprechpartner, sowohl in der Zeit vor, als auch während der Famulatur.

Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Praktische Massnahmen unter Aufsicht
Poliklinik
Patienten untersuchen
Braunülen legen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Essen frei/billiger
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Gebühren in EUR
100 Pfund

grade Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
2
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1