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PJ-Bericht: Innere in Spitalzentrum Biel open_in_new (9/2023 bis 12/2023)

Station(en)
Allgemeine Innere Stationen, Pneumologie, Kardiologie, Notfallzentrum
Einsatzbereiche
Notaufnahme, Station, Diagnostik
Heimatuni
Bonn
comment Kommentar

Ich hatte eine wunderbare Zeit am Spitalzentrum Biel und habe wirklich sehr viel inhaltlich als auch über das ärztliche und selbstständige Arbeiten dort gelernt und kann es jedem nur empfehlen. Man sollte allerdings Französisch sprechen, da das Krankenhaus zweisprachig ist und viele Besprechungen und auch die Kommunikation untereinander oft auf Französisch ist, auch wenn man die Briefe/Verläufe immer auf der Sprache seiner Wahl schreiben darf.

Ich fands vom kollegialen Ambiente eine ganz neue und wegweisende Erfahrung wie man miteinander arbeitet und wie Klinikarbeit auch aussehen kann. Im ganzen Krankenhaus ist ein großer Fokus darauf, dass man dort ist um was zu lernen und so fühlt es sich auch an. Dass man etwas nicht weiß und nachfragt ist völlig normal und die Oberärzte dafür da, es dir zu erklären, und zwar freundlich und geduldig und ohne Unterton. Man wird an seine Aufgaben herangeführt und ist immer einem Assistenten zugeordnet, mit dem man dann zusammen die Station betreut und hat dann eigene Patienten, die man dann mit dem Oberarzt visitiert und bespricht.

Die Pflege ist total kompetent und hat einen sehr guten Überblick, ich habe auch da total viel nachfragen und lernen können, weil die mir gerne auch noch was gezeigt haben und total nachsichtig und vorausschauend waren, wenn ich mal eine Anordnung nicht ganz richtig gemacht habe. Das Zusammenarbeiten zwischen Ärzten und Pflege war sowieso traumhaft, die übernehmen total viel selbstständig und man ist nicht ständig damit beschäftigt der Pflege hinterherzurennen oder Blut abzunehmen…

Der Chef ist total nett und will, dass man was lernt und zwar in einem ganz gutmütigen Ambiente. Die Art und Weise wie man als zukünftige Ärztin wertgeschätzt wird und dass es völlig normal ist, dass man noch nicht alles kann und weiß, aber ja dafür da ist zu lernen, habe ich so vorher in Deutschland leider noch nicht erlebt. Da ist man ja immer eher froh, wenn man nicht auf den Deckel kriegt (weil man was falsch gemacht hat, was man gar nicht wissen konnte). Ich habe total viel selbstständiges Arbeiten gelernt, weil das auch so von mir erwartet wurde, aber weil auch klar war, dass ich supervidiert werde. Ich hatte das Gefühl es war die perfekte Vorbereitung an die ärztliche Tätigkeit, einfach weil man sehr viele von den ärztlichen Tätigkeiten übernimmt.

Inhaltlich fand ich die Stationen auch sehr gut geeignet zum Lernen, weil es wirklich allgemeine Innere Stationen waren und ich ganz viele von den wichtigen und häufigen Krankheitsbildern gesehen habe, weil es nicht so hochspezifisch war, also Pneumonie, Herzinfarkt, Herzinsuffizienz, Niereninsuffizienz, COPD, Leberzirrhose, entgleister DM, also wirklich alles so Sachen, wo ich dachte, total sinnvoll dass ich das mal sehe. Und ich durfte auf Nachfrage auch je eine Woche in die Kardio und eine Woche in Pneumo. Das war dann natürlich cool, weil man einen spezielleren Eindruck bekommen hat. Die hatten allerdings keine eigenen Stationen, sondern vor allem halt ihre Diagnostik und Herzkatheter etc und dann Patienten auf den anderen Stationen.

Und für die UHUS die länger als 2 Monate bleiben gibt es auch immer eine Notfallrotation. Da habe ich auch super viel gelernt, weil man quasi wie ein Assistent eingeteilt ist und dann immer seine eigenen Patient:innen untersucht und dann zusammen mit dem Oberarzt/ärztin betreut und sehr eigenständig arbeitet und klinisch einzuschätzen lernt und weil auch dort die Stimmung sehr gut ist.

Dazu gab es mehrmals in der Woche Fortbildungen, für das ganze Team/für Assistenten/für Unterassistenten (=PJler). Mittwochs mittags gab es immer eine einstündige Fortbildung mit einem Vortrag von Experten aus anderen Abteilungen oder anderen Krankenhäusern, dazu Sandwiches.

Auf dem Arbeitsvertrag stehen offiziell 50h/Woche. Gestempelt wird nicht, es kommt dann sehr drauf an auf welcher Station man gerade ist. Bei mir war Feierabend meist so gegen 17 Uhr. Allerdings stehen einem auch noch ca. 2 Urlaubstage pro Monat zu, die man in Absprache mit der Sekretärin nehmen kann. Die deutschen Urlaubstage kann man dann allerdings nur am Anfang oder am Ende nehmen, wenn man den Arbeitsvertrag enrspechend kürzer macht als die PJ Zeiten.

Insgesamt fand ich aber das Arbeiten sehr entspannt, es kam nicht selten vor, dass wir nach der Frühbesprechung erstmal einen Kaffee trinken gegangen sind. Die Atmosphäre und das Miteinander lässt sich vielleicht auch daran beschreiben, dass ich immer wieder von einem Assistenten oder einem Oberarzt auf einen Kaffee eingeladen wurde, weil klar war, dass wir für unsere Arbeit schlecht bezahlt werden, aber wir ja genauso Teil vom Team waren. Und wir waren jeden Tag zusammen Mittagessen. Das kostet je nach Gewicht so 9-13 Franken und ist aber nach Buffet also man kann sich was aussuchen. Ja, das ist mehr als bei uns, aber ich fand es auch sehr gutes, gesundes, vielfätiges Essen und man bekommt ja auch deutlich mehr Gehalt als bei uns, sodass ich manchmal dort gegessen hab und manchmal was dabei hatte, was ich dann aufgewärmt hab. Und Gratis Obst gab es auch.

Man wohnt im Personalhaus direkt neben dem Spital mit einer Dachterasse mit Blick auf den Bielersee und im Grünen. Es empfiehlt sich Geschirr, Besteck und so weiter für das Wohnheim mitzubringen, da kaum was vorhanden ist. Bis in die Stadt sind es so 15 min zu Fuß. Man ist mit dem Zug super schnell in Bern oder in den Bergen, ein Halbtax lohnt sich!! Biel ist nicht so schick, aber ich mochte es, weil es was authentisches hat und zwar klein aber fein und auch ein bisschen alternativ ist und genug zu entdecken hat.

Jeden 1. Freitag ist First Friday, ein Straßenfest wo immer jemand aus der Abteilung zusammen hingeht. Man trinkt dann zusammen Bier für 5 Franken (völlig unschlagbarer Preis für die Schweiz) und am Ende tanzt mit den anderen Assistenten und Oberärzten in einem Partykeller. Ein hervorragendes Konzept fand ich :D So war ich auch sehr schnell integriert im Team. Ich bin in Biel sehr offenen, aufgeschlossenen Menschen begegnet und auch wenn es nicht so viele andere deutsche PJler gab, habe ich sehr gut Anschluss an andere UHUs oder Assistenten finden können.

Insgesamt hatte ich ein Tertial wo ich zwar viel in der Klinik war, aber dort sehr gerne war. Ich habe mich dort gut aufgehoben gefühlt, mich mit den Kollegen gut verstanden, viel gelernt, selbstständig gearbeitet, Anschluss gefunden und in der Freizeit die Natur und die Berge in vollen Zügen genossen :)

Bewerbung

Ich hatte mich im Vorfeld bei der Sekretärin Corinne Giovanetti beworben, das war unkompliziert. Einfach anfragen. Ob sie noch Plätze haben ist über das Jahr verteilt sehr unterschiedlich, ich hatte mich ca. 1 Jahr im Voraus beworben.

Unterricht
5x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Patienten aufnehmen
Eigene Patienten betreuen
Röntgenbesprechung
Briefe schreiben
Patienten untersuchen
Notaufnahme
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
ca 400 nach Abzügen und Kosten für Wohnheim

grade Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
2
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1