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PJ-Bericht: Chirurgie in Klinikum Crailsheim open_in_new (11/2023 bis 2/2024)

Station(en)
N2A, N2B (Orthopädie / Unfallchirurgie, Allgemein- / Viszeral- / Gefäßchirurgie)
Einsatzbereiche
Station, OP, Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Heidelberg - Fakultaet Mannheim
comment Kommentar

Das Krankenhaus Crailsheim, ein Haus der Grund- und Regelversorgung (185 Betten), ist noch nicht sehr lange Lehrkrankenhaus der Med. Fakultät Mannheim. Daher waren wir Ende 2023 / Anfang 2024 dort die ersten zwei PJler in der Chirurgie. Die Stationen, die Funktionsbereiche und die Notaufnahme befinden sich im erst vor einigen Jahren gebauten Teil des Krankenhauses, dementsprechend ist alles recht neu. Am ersten Tag bekam jeder zunächst eigene Dienstkleidung sowie einen Spind, Transponder für die Türen, Namensschild, Telefon und das Logbuch der Uni. Danach wurden wir von einem Arzt durchs ganze Krankenhaus geführt und am Ende auf der chirurgischen Station abgegeben. Bis dahin hatten wir schon viele Ärzte auf dem Gang kennengelernt. Es hatte sich herumgesprochen, dass neue PJler kommen würden und alle haben sich sehr gefreut und uns begrüßt. Die ersten sechs Wochen war ich auf der Orthopädie/Unfallchirurgie eingeteilt, die zweiten sechs Wochen auf der Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie.

In der Orthopädie/Unfallchirurgie war ich in Woche 1&2 auf Station (Visite, Arztbriefe, ggf. übrig gebliebene Viggos legen/Blutentnahmen machen) und bin gegen Mittag meistens in die ZNA, da auf Station schon vormittags nicht mehr viel zu tun war. In Woche 3&4 war ich in der ZNA eingeteilt (und habe bei Bedarf im OP assistiert). In der ZNA ist immer (vor allem tagsüber) recht viel los. Es waren für mich die beiden besten Wochen, da ich selbstständig Patienten untersuchen, dokumentieren und sie den zuständigen Ärzten vorstellen konnte. Blutentnahmen, Viggos legen und Wunden nähen kann man ebenfalls üben. Vor allem der ärztliche Leiter der ZNA zeigt und erklärt einem immer gerne die verschiedensten Dinge. Von der OSG-Distorsion über die Oberschenkelhals-Fraktur mit SHT bis hin zum Polytrauma bekommt man hier (dafür, dass es ein recht kleines Krankenhaus ist) ziemlich viel zu sehen. Das pflegerische Team der ZNA ist unheimlich nett und unterstützt einen bei seiner Arbeit. Auch die Ärzte in der ZNA freuen sich immer über Unterstützung. In Woche 5&6 war ich hauptsächlich im OP, jedoch nicht fest eingeteilt, sondern wurde bei Bedarf dazugerufen bzw. habe teilweise auch selbst nachgefragt, da es sonst nicht viel zu tun gab. Die OTAs sind fast alle sehr nett und es hat Spaß gemacht, mit ihnen zu arbeiten. An OPs werden Hüft- und Knie-TEPs, Arthroskopien (Knie, Schulter), kleine Handchirurgie, Versorgung verschiedenster Frakturen und mehr durchgeführt. Die Atmosphäre war meist sehr gut während der OPs, auf Nachfrage wurde immer erklärt, teilweise erklärten die Ärzte auch von selbst Dinge, vor allem der Chefarzt der Orthopädie (erklärte z.B. einmal jeden Schritt der Knie-TEP-OP).

Ein typischer Tag in der Ortho/Unfallchirurgie:

7:30 Uhr: Treffen auf N2A, mit dem Oberarzt kurz alle Neuaufnahmen seit dem letzten Nachmittag anschauen

7:45 Uhr: Frühbesprechung im EG (Röntgen-/CT-Bilder seit dem letzten Nachmittag - zusammen mit einem Radiologen)

8:15-30 Uhr: Richtung OP / Station; auf Station Visite, meist mit Oberarzt; 1x pro Woche Chefarztvisite Orthopädie und Unfallchirurgie

danach Stationsarbeit / ZNA / OP / Sprechstunde (BG / Kontrolle nach OP / OP-Indikation).

In der Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie wurde man fest zu OPs zugeteilt. Um das OP-Programm herum konnte man entscheiden, ob man auf Station half, Briefe zu schreiben, in die Gefäß-, Wund-, OP-Indikationssprechstunde mitging oder in der ZNA half, Patienten zu versorgen. Zu meiner Zeit war das ärztliche Personal ein wenig unterbesetzt, weshalb es außerhalb der Visite nicht sehr lehrreich auf Station war, da der Assistenzarzt überfordert war und ich ihn hauptsächlich durch das Schreiben von Arztbriefen über (mir oft unbekannte) Patienten unterstützte. Einer der Oberärzte war außerdem eher schwierig, was die Zeit in der Abteilung trübte. An OPs werden beispielsweise diese Eingriffe durchgeführt: Narben-/Nabelhernien, Sinus pilonidalis, Hämorrhoiden, Appendektomie, Cholezystektomie, Hemikolektomie, Hartmann-OP, Gefäßbypässe am Bein, Portanlage u.a.m. Einmal wurde notfallmäßig eine Dissektion der Aorta abdominalis operiert, wobei ich assistieren durfte.

Ein typischer Tag in der AC/VC/GC:

7:30-45 Uhr: Treffen auf der N2A

7:45 Uhr: Frühbesprechung im EG ((Neu-)Patienten auf Station besprechen)

8:15 Uhr Richtung OP oder 8:30 Uhr Visite, immer mit mind. einem Oberarzt; 1x pro Woche Chefarztvisite

danach Stationsarbeit / ZNA / OP / Sprechstunde (Gefäß-, Wund-, OP-Indikationssprechstunde)

Mittagessen war immer möglich, Frühstück kann man sich einpacken lassen oder vor Ort essen. Als PJler isst man kostenlos. Es gibt jeden Tag auch vegetarische Gerichte und immer ein Salatbuffet. Das Essen war gut, normale Portionen.

Der Tag endete zwischen 15:45 Uhr und 16:15 Uhr mit einer kurzen Besprechung in der Notaufnahme (Ortho/UC: in der ZNA behandelte Patienten + Röntgenbilder; AC/VC/GC: Patienten auf Station). Während der Zeit in der ZNA blieb ich auch oft länger, wenn ich noch einen Patienten hatte. Manchmal wurde man auch früher heimgeschickt, wenn nichts mehr zu tun war.

Da meine Vorkenntnisse in der Chirurgie bei fast null lagen und ich auch kein Chirurg werden will, war meine Lernkurve relativ steil, auch wenn ich letztlich im OP nicht viel selbst machen konnte. Ein wenig nähen habe ich gelernt (Einzelknopf, Donati), ein paar Schrauben reingeschraubt und ansonsten hauptsächlich Haken gehalten, Fäden abgeschnitten und gesaugt. Mir persönlich hat das aber vollkommen ausgereicht, denn am wichtigsten war mir, dass man (wie man es leider über viele andere Kliniken gehört hat) nicht schlecht behandelt wird. Wie bereits erwähnt konnte ich in der ZNA ja recht viel selbstständig machen. Auf Station habe ich keine eigenen Patienten betreut, habe aber auch nicht aktiv danach gefragt. Grundsätzlich möglich ist das schon.

PJ-Unterricht findet 1-3x pro Woche statt (Chirurgie, Anästhesie, Gastro, Kardio, theoretisch auch Geriatrie). Es ist quasi wie Privatunterricht und man kann alle seine Fragen stellen.

Dadurch, dass es normalerweise keine PJler gibt, sind die Ärzte auch nicht auf diese angewiesen. Es gibt Angestellte für Blutentnahmen und der OP läuft normalerweise auch. Das kann auch ein Nachteil sein, wenn man möglichst viele OPs mitmachen will. Trotzdem freuten sich immer alle, wenn man bei einer OP assistierte, gerade da zur Winterzeit oft ein hoher Krankenstand herrschte. Genauso bei den Blutentnahmen/Viggos: Man verpasste nie die Visite, wenn noch BEs/Viggos übrig geblieben waren (BE-Kraft krank/schon gegangen). Man konnte diese danach erledigen oder der zuständige Arzt übernahm das.

Einen Zugang zum Softwaresystem bekommt man schon am Anfang, ebenfalls hat man die Möglichkeit, sich kostenlos bei eRef von Thieme zu registrieren.

Das Klinikum mietet momentan viele Wohnungen an, um dort Azubis, PJler u.a. unterzubringen, deshalb weiß man vorher nicht, wo man genau wohnen wird. Nutzt man die Wohnung, bekommt man 300€ pro Monat, ansonsten 400€. Unsere Wohnung war super: renoviert, sehr groß und mit allem ausgestattet, was eine normale Wohnung so hat. Laut Technikabteilung (die sich engagiert um alles kümmert, damit man sich in der Wohnung wohlfühlt) sind alle Wohnungen gleich ausgestattet.

Die Stadt hat ca. 30.000 Einwohner. Es gibt einen Bahnhof, zwei Kinos, ein Schwimmbad, eine Bibliothek (für Studierende kostenlos) und alle möglichen Läden zum Einkaufen. Für mich hats vollkommen ausgereicht, wenn man Großstädte liebt, ist es vielleicht zu klein. Man kann auch ganz schön rund um die Stadt spazieren bzw. wandern gehen.

Insgesamt kann ich ein Quartal in der Chirurgie in Crailsheim wirklich empfehlen. Die Atmosphäre ist dadurch, dass es ein eher kleines Haus ist, ziemlich familiär und die Dienstwege sind kurz. Das Personal ist zu 95% sehr nett und hilfsbereit und die Grundlagen der Chirurgie kann man sehen bzw. erlernen. Man wird keine Whipple-OP oder ähnliche große Eingriffe sehen, aber wenn man das nicht als Ziel hat, kann man eine wirklich gute Zeit in Crailsheim haben. Bei Fragen gerne melden.

Bewerbung

Während der Mannheimer Anmeldefristen ca. 6 Monate vor PJ-Beginn. Da aber selten PJler da sind, ist wahrscheinlich immer ein Platz frei. Für die Wohnung habe ich mich gemeldet, sobald die Zuteilung da war, ca. 7 Monate vor Quartalsbeginn (es war mein drittes Quartal).

Unterricht
2x / Woche
Inhalte
EKG
Sonst. Fortbildung
Fallbesprechung
Patientenvorstellung
Tätigkeiten
Braunülen legen
Patienten aufnehmen
Blut abnehmen
EKGs
Briefe schreiben
Mitoperieren
Patienten untersuchen
Botengänge (Nichtärztl.)
Röntgenbesprechung
Chirurgische Wundversorgung
Eigene Patienten betreuen
Notaufnahme
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt
Unterkunft gestellt
Essen frei/billiger
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
400
Gebühren in EUR
100

grade Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
2
Betreuung
2
Freizeit
2
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
2