Medizinstudent:innen helfen Medizinstudent:innen.

Um es gleich vorweg zu nehmen: eine Famulatur im Augusta Victoria Krankenhaus lohnt sich ausschliesslich unter dem Gesichtspunkt der Freizeit!

Das Krankenhaus liegt auf dem Mount of Olives ca. 15 Gehminuten von der Altstadt entfernt auf einem bewachten Campus. Die Ausstattung ist fast auf westlichem Standard, da die lutheranische Gesellschaft der Träger ist und mit viel Spendengeld arbeiten kann.

Pro:

- Arbeitszeit von 9-12 Uhr (!) während Ramadan, von 9-14 Uhr normal. Die Chirurgen sind gut aber extrem langsam (zumindest verglichen mit deutschen Verhältnissen)

- Das Guesthouse auf dem Campus der lutheranischen Gesellschaft welche auch das Krankenhaus betreibt ist grossartig. Sehr familiär und eigentlich wie eine grosse WG wo man Leute aus aller Welt trifft. (allerdings muss man selbst bezahlen...)

- Freizeit! Palästina und Israel bieten einen unvergleichlichen Mix aus Historie, Gegenwart, Landschaft, Gastfreundschaft und tollem Wetter.

Contra:

- kaum jemand spricht englisch, einige französisch (in Tunesien ausgebildet), OP-Sprache ist arabisch.

- es wird nur auf bettelndes Nachfragen etwas erklärt, machen darf man sowieso überhaupt nichts. Ich habe in 4 Wochen nicht einmal am Tisch gestanden und bin weitestgehend früh gegangen um die Stadt und das Land zu geniessen.

Fazit:

Medizinisch-fachlich ein absoluter Reinfall, freizeit-technisch ein absoluter Jackpot. Palästina/Westbank ist ein aussergewöhnliches Stück Erde und für Europäer weitestgehend zugänglich und sicher. Wenn man sich vom teilweise offenen Antisemitismus nicht abschrecken lässt kann man die Menschen dort eigentlich nur gerne haben. Israel bietet alles was es in Europa auch gibt nur etwas teurer dafür mit tollem mediteranen Klima und einem ambivalenten Charme aus Religion, Geschichte, gegenwärtiger Politik, Leichtigkeit des Seins und Schwermut der zahlreichen Konflikte.