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PJ-Bericht: Allgemeinchirurgie in Hopital Neuchatelois - Pourtales (11/2016 bis 3/2017)
- Station(en)
- Orthopädie/Unfallchirurgie, Thoraxchirurgie, Viszeralchirurgie
- Einsatzbereiche
- Station, Notaufnahme, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
- Heimatuni
- Bonn
Ich kann es jedem empfehlen, der nicht umbedingt viel OP- Erfahrung sucht, sein Französisch aufbessern möchte und mit einem relativ geringen (für Schweizer Verhältnisse) Gehalt zufrieden ist.
Erste Eindrücke
Wir PJler wurden am ersten Tag herzlich auf der Station empfangen. Vom Sekretariat bekam man ein Diensttelefon, seinen Ausweis und Türöffner und einen Zettel mit seinen Zugangsdaten für das Computersystem ausgehändigt und wurde einmal im Krankenhaus herumgeführt. Da im November in der gesamten französisch sprachigen Schweiz die neuen Assistenzärzte anfangen, waren die Assistenzärzte am Anfang genauso verloren wie ich, was das Computersystem, die Abläufe auf Station oder die Patientenversorgung betrifft. Ich war in der ersten Woche in der Orthopädie in der Ambulanz eingeteilt. Mein mir zugeteilter Assistenzarzt kam aus der inneren Medizin, begann ganz neu in der Chirurgie und wir hatten beide unseren ersten Arbeitstag in der Orthopädie- Ambulanz. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Mortalität in der französisch sprachigen Schweiz im November jeden Jahres signifikant nach oben schnellt. Aber learning bei doing. Mir hat es sehr gefallen, dass man als "stagiaire du 6ème année" jeden Monate auf die verschiedenen Stationen Orthopädie/ Unfallchirurgie, Thorax- und Viszeralchirurgie und auf die Notaufnahme rotieren konnte. Man konnte meistens mit einem Assistenzarzt mitlaufen, hat dann auch viel telefoniert (besonders gerne mit Bern, weil dort am liebsten Deutsch gesprochen wird und die wenigsten Mitarbeiter in Neuchatel Deutsch sprechen), Bildgebung angefordert, Aufnahmeuntersuchungen gemacht (und auf Französisch diktiert), die Patienten vorgestellt und Arztbriefe geschrieben. In der chirurgisch/ orthopädisch gemischten Sprechstunde konnte man eigenständig Patienten betreuen und in Rücksprache mit dem Assistenz- oder Oberarzt behandeln. In den OP kam man nur sehr selten. Man war nicht eingeplant. Es gab zu viele Assistenzärzte, dass man das Gefühl hatte, wenn man zu einer OP gehen würde den Assistenzärzten "die OP zu klauen". Teilweise haben sogar Oberärzte Harken gehalten, weil es davon auch so viele gab. Aber wenn man im OP ist, darf man alles machen, was ein Assistenzarzt auch machen darf (Harken halten, Kamera führen, Nähen), muss aber auch das machen, was ein Assistenzarzt machen muss (Bilder vom Patienten auf den Bildschirm laden, Anordnungen nach der OP schreiben, vor der OP den Blasenkatheter legen).. Ich empfehle in die Sprechstunden zu gehen. Dort war ich oft mit den Oberärzten alleine und dabei haben sie mir viel erklärt und ich durfte kleinere Interventionen alleine unter Supervision durchführen. Mein Highlight war, als ich alleine ein Lipom heraus operieren durfte. Auch die Zeit in der Notaufnahme war sehr lehrreich. Da durfte man als PJler selbstständig die Patienten anschauen und hat sie danach direkt mit dem Oberarzt besprochen. Die Innere Medizin und die Chirurgie teilen sich die Notaufnahme. Daher sieht man auch viele internistische Notfälle.
Arbeitsablauf: Morgens 7:20 Uhr Blitzvisite mit den Oberärzten, 7:50 Uhr Frühbesprechung mit Röntgenbildern und neuen Aufnahmen über der Nacht, Kaffepause bis 8:30 Uhr, richtige Visite mit der Pflege (je nach Organisationstalent des Assistenzarztes 1-3 Stunden), Organisatorisches, 12-13 Uhr Mittagessen, Organisatorisches, Briefe schreiben, 16 Uhr Nachmittagsbesprechung mit Vorstellung der Patienten mit Bildgebung und Neuaufnahmen, "Kontravisite mit der Pflege", 17 Uhr offizielles Dienende.
Fortbildungen: Dienstags waren meistens nach der Frühbesprechung noch Fortbildungen für alle Ärzte, die von der Inneren Medizin organisiert waren. Gelegentlich gab es auch Fortbildungen nur für die Chirurgie. Ab der Mitte meines Tertials gab es dann jeden Mittwoch Nachmittag eine EKG Fortbildung für PJler als Videokonferenz.
Mensa: Das Essen war fantastisch, aber mit 10-13 Franken auch sehr teuer. Isst man ohne Fleisch kostete es nur 3,80 Franken. Besonders schön ist der der Blick auf den See mit den beschneiden Bergen im Hintergrund.
Krankenhaus:
Das Krankenhaus ist sehr modern ausgestattet. Es gibt keine Akten. Alles ist digitalisiert: Die Medikamentenanordnungen, Kurven, Bildgebungsanforderungen. Und es ist 2 Minuten vom See entfernt.
Wohnen/ Leben
Man kann sich (am besten 6 Monate schon vorher) ein Wohnheimszimmer und einen Parkplatz buchen. Die Zimmer sind modern eingerichtet mit Laminat, moderner Küche und Bad. Man teilt sich zu 3. oder zu 5. eine Wohnung. Bei mir war es so, dass alle Studenten auf einem Flur untergebracht waren, dass wir abends oft zusammen gekocht oder auf ein Glas Wein zusammensaßen. Achtung: Es gibt kein W-Lan im Wohnheim! Im Keller gibt es eine Waschmaschine, die man gegen Bezahlung benutzen kann. Parkplätze gibt es in Neuchatel nicht. Parken ist eine Katastrophe! Es gibt eine Straße (Rue de Monruz), wo man gratis parken kann. Sonst muss jede Stunde eine Parkuhr umgedreht werden oder man zahl je nach Art des Parkplatzes, wo man widerrechtlich steht, 40-100 Franken Strafe.
Die Stadt:
Neuchatel ist ein süßer Ort mit einer historischen Altstadt. Besonders im Sommer muss es schön sein, wenn die Touristen zu den berühmten Weinfesten an das Seeufer strömen. Im Winter kann man im Jura toll Schneeschuhwandern oder Langlaufen gehen. Ein paar kleine Skipisten gibt es auch. Über den Unisport kann man für 40 Franken die Saison an Skikursen teilnehmen. Abends groß weggehen kann man nicht. Aber es gibt ein paar ganz gemütliche Bars, wo sich die Studenten abends treffen. Im Kings findet man meist immer jemanden aus dem Krankenhaus.
Freizeit: Super schöne Landschaft zum Wandern, 1h von großen Skigebieten entfernt, See, ein großes Langlaufgebiet in 15 Minütiger Entfernung, Unisport kann genutzt werden (im Sommer wird Segeln, Surfen, Wandern und Klettern angeboten, im Winter Skifahren, Snowboarden, Skiwochenenden). Moderne Schwimmhalle 15 Gehminuten vom Wohnheim (mit Studentenrabatt 4 Franken Eintritt).
Zusammenfassung:
Tolles Tertial! Ich habe viele enge Freundschaften geschlossen, war jedes Wochenende wandern, in Lausanne oder Bern unterwegs und habe nebenbei auch noch mein Französisch verbessert und fachlich dazu gelernt.
1,5 Jahre im voraus. Man muss sich über die Universität Genf oder Lausanne anmelden (Genf ist aber günstiger). Dort kann man 3 Wahlkrankenhäuser angeben. Ich wurde meiner Erstwahl zugeteilt.
- Unterricht
- 1x / Woche
- Inhalte
- Sonst. Fortbildung
- Tätigkeiten
- Poliklinik
Punktionen
Röntgenbesprechung
Untersuchungen anmelden
Patienten untersuchen
Briefe schreiben
EKGs
Patienten aufnehmen
Notaufnahme
Mitoperieren
Eigene Patienten betreuen - Dienstbeginn
- 7:00 bis 8:00 Uhr
- Dienstende
- 17:00 bis 18:00 Uhr
- Studientage
- Gar nicht
- Tätigkeiten
- Aufwandsentschädigung / Gehalt
Unterkunft gestellt
Mittagessen regelmässig möglich - Gehalt in EUR
- Gehalt 800 Franken (80 Franken Steuern), Zimmer 200 Franken
- Gebühren in EUR
- Einschreibungsgebühre an der Universität Genf (etwa 60 Franken)